Handout 5.1: Fallgeschichte: Der Konflikt in der Fischergemeinschaft

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1. Die Fischergesellschaft

Rund um einen n, fischreichen See leben Fischer in vier kleinen Dörfern – die Fischergesellschaft. Jedes Dorf schickt jeweils ein Boot zum Fischfang auf den See hinaus. Während der Schonzeit erholen sich die Fischbestände und die Fischer flicken ihre Netze und reparieren ihre Boote. Ihre Fangerträge sind ihr Grundnahrungsmittel und ihre einzige Erwerbsquelle. Überschüsse verkaufen sie auf einem nahe gelegenen Dorfmarkt, so können sie sich und ihre Familien kleiden und ernähren. Ihr Lebensstandard ist bescheiden, aber gesichert.

2. Der Konflikt zwischen den Fischern

In den letzten Jahren hat sich jedoch ein ernster Konflikt zwischen den Fischerdörfern entwickelt. Die Fischer hatten sich einmal auf eine Fangquote von 15% pro Boot geeinigt, ohne diese Quote auszuschöpfen. Nun aber gingen mehrere Dörfer dazu über, die 15%-Quote auszureizen. Das war mehr, als die Bestände verkraften konnten, und die Fischpopulation nahm von Saison zu Saison ab.

Während zwei Fischerdörfer ihre Fangquoten senkten, um die Bestände zu schonen, hielten die zwei anderen an der 15%-Quote fest. Die Situation drohte außer Kontrolle zu geraten: Eine eilig einberufen Konferenz während der Winterzeit verlief zäh. Nur mit Mühe gelang es den Dörfern, sich auf eine gemeinsame niedrigere Quote zu einigen, die jedoch einige Fischer für zu hoch hielten.

Dann aber ignorierte eine Fischermannschaft die Vereinbarung, indem sie weiterhin an der Maximalquote von 15% festhielt. Die drei anderen Fischerdörfer brachen danach alle Kontakte Handout und steigerten die Fangquoten ihrerseits.

Die Fischbestände drohen nun binnen weniger Jahre zu kollabieren, womit die Existenzgrundlage der Fischer zerstört wäre. Schon jetzt hat sich eine Kluft zwischen armen und wohlhabenden Dörfern entwickelt und ist die Verbitterung bei den ärmeren Fischern groß, waren sie es doch, die sich in den letzten Jahren zurückhielten, um die Bestände im Interesse aller zu schonen.

3. Die Suche nach einer Lösung

Allen Fischern ist bewusst, dass sie einen neuen Anlauf unternehmen müssen, um den Konflikt zu lösen. Sie müssen sich auf eine gemeinsame Fangpolitik einigen, die sich danach richtet, welche Fangmengen die Bestände verkraften können, um sich vollständig zu regenerieren.

Auch die Verteilung der Erträge ist ein ungelöstes Problem, denn die Kluft zwischen armen und reichen Fischerdörfern hat sich als Konfliktherd erwiesen, der die Gemeinschaft der Fischer zu zerreißen droht.

Gezeigt hat sich auch, dass Vereinbarungen per Handschlag nicht ausreichen. Es fehlt ein Regelsystem, mit dem die Fischer die Einhaltung ihrer Vereinbarung auch wirklich durchsetzen können, falls sie gebrochen wird.