Sequenz 1: Wie können Menschen zusammenleben?

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Was kann Bildung dazu beitragen, Toleranz und Verständigung zu entwickeln?18

Ziele Die Lernenden können sich mit gesellschaftlichen Problemen und Lösungsmöglichkeiten auseinandersetzen; hier:

  • das Zusammenleben gesellschaftlicher Gruppen mit unterschiedlichen Wert- und Glaubensorientierungen;
  • die Rolle von Erziehung und Bildung, um die Verständigung zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zu fördern;
  • die Chancen und Grenzen von Einzelpersonen, ihre Gesellschaft zu beeinflussen.
Aufgaben

Die Lernenden diskutieren Probleme, die von einer Fallgeschichte aufgeworfen werden.

Sie praktizieren kritisches Denken.

Sie tauschen sich über ihre Ideen aus.

Sie erarbeiten ein Rollenspiel zur Vertiefung einer Problemanalyse.

Medien und Hilfsmittel Klassensatz des Handouts 3.1
Methoden

Diskussion

Kritisches Denken

Hypothesen aufstellen

Rollenspiel

 

Verlauf der Sequenz

Die Lehrperson informiert die Klasse über die Ziele der Sequenz und liest die Geschichte „Die Schule am Waldrand“ (Handout 3.1) vor.

Die Lernenden sitzen im Stuhlkreis. Die Lehrperson fragt sie, was sie an der Geschichte interessant oder überraschend fanden und weshalb.

Ehe das Gespräch in der ganzen Klasse stattfindet, tauschen sie zu zwei in einer „Murmelphase“ ihre Gedanken aus.
Die Lehrperson erinnert die Klasse daran, dass es bei diesem Klassengespräch darum geht, gemeinsam etwas zu erarbeiten, nämlich die Geschichte zu verstehen. Alle sind eingeladen, Ideen zu entwickeln und auszutauschen. Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten, weil es keine fertige Lösung gibt.

Die Lehrperson kann im Verlauf der Klassendiskussion die Lernenden mit folgenden Impulsfragen anregen:

  • Lasst uns zusammen Vermutungen anstellen: Welche Menschen kämen in Frage, die die Schule in Brand stecken wollten?
  • Es kämen vielleicht bestimmte Kinder, Eltern oder ein Mitglied der Gemeinschaft, etwa ein Pfarrer in Frage.
  • Was könnten ihre Motive gewesen sein?
  • Wer würde etwas gewinnen oder wer würde etwas verlieren, wenn die Schule nicht wieder aufgebaut würde?
  • Wenn die Kinder nicht mehr in die Schule gehen müssen: ist das ein Gewinn oder Verlust für sie?

Die Frage nach den Motiven kann mit einem Raster erarbeitet werden:

Gruppe Gewinne Verluste
Schülerinnen und Schüler
Eltern
Pfarrer
Ganze Gemeinschaft
Andere

Anschließend wendet sich Klasse der Rolle des Lehrers in der Geschichte zu. Die Lehrperson stößt das Gespräch mit einer offenen Frage an: „Was ist eure Meinung zu diesem Lehrer?“

Falls notwendig, gibt die Lehrperson einen weiteren Impuls, z.B.:

  • Ist dieser Lehrer verrückt, ein Idealist oder ist er mutig?
  • Bewunderst oder verachtest du ihn für das, was er versucht hat?
  • Was waren deiner Ansicht nach seine Motive?
  • Woher hat er deiner Ansicht nach seinen sozialen Wertvorstellungen?
  • Was sollte er jetzt tun und warum? Einen neuen Versuch machen oder aufgeben?
  • Wenn du ein Schüler oder eine Schülerin an dieser Schule wärst, welche Entscheidung würdest du dir vom Lehrer wünschen?

Anschließend regt die Lehrperson die Lernenden an, die in der Geschichte aufgeworfenen Probleme mit der Gesellschaft zu verknüpfen, in der sie leben. Mögliche Impulse:

  • Denke an die Gesellschaft, in der du lebst.
  • Glaubst du, es gibt in deinem Umfeld Menschen, die wie dieser Lehrer sind?
  • Ist es für Einzelpersonen möglich, allein in ihrer Gesellschaft etwas zu bewegen? Überlege dir ein paar Beispiele.

Die Geschichte wirft weitere wichtige Probleme auf:

  • Was kann die gemeinsame Bildung und Erziehung der Kinder dazu beitragen, um Frieden zwischen den beiden verfeindeten Bevölkerungsgruppen zu stiften?
  • Vor welchen Problemen stehen Schulen und Lehrpersonen, welche Kinder mit unterschiedlichen Wertvorstellungen und Glaubensrichtungen gemeinsam in eine Klasse gehen? Wie könnten diese Probleme gelöst werden?

Die Sequenz kann mit einem Rollenspiel als Transfer erweitert werden. Die Lehrperson gibt einen Impuls:

Stellt euch vor, dass sich vor dem Brand der Schule Eltern aus der Ebene beim Lehrer beschwert hätten, und zwar mit folgenden Worten:

„Es gehen mehr Kinder aus der Ebene als aus dem Wald auf diese Schule. Deshalb sind wir der Meinung, dass unsere Kinder keinen Unterricht über die Religion der Waldmenschen haben sollten. Das könnte sie gegenüber ihrem eigenen Volk entfremden oder zu Feinden machen.“

Der Lehrer ist unglücklich über diese Forderung der Eltern. Gestaltet zu zweit ein Gespräch zwischen den Eltern und dem Lehrer und führt es vor der Klasse auf.“

18. Diese Sequenz geht auf eine Vorlage der Citizenship Foundation (London) zurück.