Methode 2: Kooperatives Lernen

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Kooperatives Lernen erschöpft sich nicht darin, die Lernenden einfach in Gruppen arbeiten zu lassen – in der Hoffnung, dass die Arbeit dann irgendwie erledigt wird. Wer so vorgeht, unterschätzt die Kompetenzen, die kooperatives Lernen voraussetzt. Der inhaltliche Lernertrag und der Kompetenzgewinn bleiben unbefriedigend, sowohl für die Lehrperson als auch die Lernenden.

Kooperatives Lernen setzt Kompetenzen voraus, die erlernt werden müssen. Nur wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, die Lernenden also diese Arbeitsform wiederholt praktiziert haben, genügt es, die Lernenden mit einem Arbeitsauftrag zu versorgen und es ihnen zu überlassen, ihren Arbeitsprozess selbst zu organisieren. Im Folgenden gehen wir davon aus, dass die Lehrperson sowohl die inhaltliche als auch die Prozessdimension eines kooperativen Lernsettings berücksichtigen muss.

Kooperatives Lernen setzt eine klare Rollenverteilung in der Gruppe voraus. Die Gruppenmitglieder übernehmen unterschiedliche Funktionen (s.u. Schritt 2), die den kooperativen Arbeitsprozess struk-turieren und auch formalisieren. Die Arbeitsteilung in der Organisation des Gruppenprozesses sorgt für Gleichberechtigung. Alle Gruppenmitglieder fühlen sich für ihren gemeinsamen Erfolg verantwortlich, so dass die arbeitsteilige Gruppenorganisation den Lernerfolg steigert. Freilich eignen sich nicht alle Inhalte und Aufgaben für diese Unterrichtsmethode, die lehrergesteuerte Unterrichtsformen daher auch nicht ersetzen, wohl aber ergänzen kann. Im Folgenden stellen wir ein Grundmuster zur Organisation kooperativer Lernprozesse vor.

Kooperatives Lernen: Wie man Lernprozesse in Gruppen organisiert

  1. Es werden Gruppen von vier bis sechs Lernenden gebildet.
  2. Jedem Gruppenmitglied wird eine der folgenden Funktionen übertragen:
Moderator

Der Moderator sorgt dafür, dass alle Mitglieder die Aufgabe verstanden haben; er ist auch der Gruppensprecher.

Präsentatorin

Die Präsentatorin ist für die Präsentation oder das Endprodukt verantwortlich.

Materialmanager

Der Materialmanager kümmert sich darum, dass die Gruppe mit dem erforderlichen Material versorgt wird und nach der Arbeit ihren Arbeitsbereich aufräumt.

Planerin

Die Planerin sorgt dafür, dass die Gruppe sich zu Beginn auf einen realistischen Arbeitsplan einigt und ihre Arbeitszeit sinnvoll einteilt. Während der Gruppenarbeit kontrolliert sie die Umsetzung des Arbeitsplans. Falls notwendig, moderiert sie die Anpassung des Arbeitsplans durch die Gruppenmitglieder.

Mediatorin

Die Mediatorin moderiert Problemlösungen innerhalb der Gruppe.

Regeln:

a) Einzelne Gruppenmitglieder nehmen unterschiedliche Aufgaben oder Rollen wahr, aber jedes Mitglied ist für den gesamten Prozess und die Ergebnisse der Gruppe verantwortlich.
b) Bevor der Lehrperson oder dem Projektverantwortlichen eine Frage gestellt wird, muss sich die Gruppe darüber einig werden, wie die Frage genau lauten soll. Über zu stellende Fragen entscheidet die Gruppe kollektiv; während des Gruppenprozesses werden keine individuellen Fragen beantwortet.
c) Jede Gruppe ist für ihre Präsentation verantwortlich. Jedes Gruppenmitglied ist für die Beantwortung von Fragen zur Präsentation oder zum Produkt zuständig.

Erfahrene Lehrpersonen empfehlen, dass die Lernenden ihre Funktionen in der Gruppe über einen längeren Zeitraum beibehalten. Dies gibt ihnen mehr Sicherheit, beschleunigt den Lernprozess und verbessert die Gruppenleistung.