4.3 Lernende „dekonstruieren” oder kritisieren ihre eigenen oder fremde Ergebnisse: die Dimension kooperativen Lernens im Konstruktivismus

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Konstruktivistisches Lernen ist ein individueller Vorgang, und die Lehrperson wird feststellen, dass die Lernenden neben überraschenden Erkenntnissen und teils brillianten Lösungen auch Fehler produzieren. Im klassischen instruierenden Unterricht bestimmt die Lehrperson, was als richtig oder falsch zu gelten hat. Dekonstruktion – also der teilweise Rückbau einer fehlerhaften Sinnkonstruktion – ist dagegen die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler.

Dekonstruktion ermöglicht den Lernenden, sich ein gemeinsames Sachurteil zu erarbeiten. Anders kann keine wissenschaftliche „community“ arbeiten oder ein politischer Entscheidungsprozess zu einem Ergebnis führen. Lernende müssen also ihre Lernergebnisse der kritischen Überprüfung aus-setzen und ihre Ergebnissen an denen Anderer messen. Konstruktivismus umfasst also nicht nur individuelle, sondern auch kooperative bzw. kollektive Lernprozesse.

Die Lehrperson muss Dekonstruktion und gemeinsames Lernen ermöglichen und unterstützen, indem sie

  • darauf achtet, ob Fehler durch Schülerimpulse korrigiert werden. Die Lehrperson entscheidet im Einzelfall, ob sie durch einen Impuls, Instruktion oder besondere Lernangebote die Dekonstruktionsprozesse der Lernenden anstößt oder anleitet.
  • den Lernenden Anlässe bietet bzw. von ihnen verlangt, ihre Lern- und Arbeitsprozesse zu reflektieren;
  • mit den Lernenden zusammen Kriterien und Verfahren zur Reflexion und Evaluation des Lernerfolgs entwickelt;
  • zum Aufbau einer demokratischen, fairen Diskussions- und Feedbackkultur beiträgt, die Fehler nicht als Schwäche, sondern als Lernchance begreift.