Material für Lehrpersonen 4.4: Auswertung von Simulationsspielen

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Der nachfolgende Fragenkatalog wurde von Ulrich Plessner und Jörg Schirrmeister entworfen. Er soll als Anregung zur Auswahl von Leitfragen für die Reflexion von Simulationsspielen bzw. handlungsorientierten Lernformen dienen. Keinesfalls sollten alle Fragen durchgearbeitet werden! Die Lehrperson sollte mehrere, vielleicht auch alle der hier vorgeschlagenen Phasen berücksichtigen und pro Phase 1 – 2 Fragen auswählen bzw. anbieten.

1. Phase: Rollendistanzierung und Reflexion von Gruppenprozessen

In dieser Phase ist besonders darauf zu achten, dass es nicht um die Bewertung schauspielerischer Leistungen geht.

  • Wie haben sich die Einzelpersonen in ihren Rollen verhalten (Mimik, Gestik, Sprache)?
  • Wie wurden die Rollen gespielt? (engagiert, lässig, gar nicht)
  • Wie fühlten sich die einzelnen Spieler/innen in ihrer Rolle?
  • Wie haben sich die Spieler/innen insgesamt beteiligt?
  • Wie haben sich die Spieler/innen an der sachlichen Auseinandersetzung beteiligt?
  • Wie sachbezogen und konstruktiv war die Auseinandersetzung?
  • Welche kritischen Situationen und Spannungen gab es? Wie wurden sie ggf. gelöst bzw. warum nicht?
    [Evtl. Einbeziehung und Vergleich der Beobachterperspektive mit Bezug auf die oben genannten Aspekte.]

2. Phase: Thematische Auswertung auf der Spielebene

In dieser Phase geht es darum, das Spiel thematisch auszuwerten.

  • Welche Ziele wurden verfolgt? Welche wurden erreicht? Welche nicht? Warum?
  • Welche Strategien wurden eingesetzt? Mit welchem Erfolg?
  • Wie wurde gehandelt, um die Ziele zu erreichen, um Strategien umzusetzen? Mit welchem Erfolg?
  • Welche Wirkungen hatten bestimmte Handlungen?
  • Welche Ergebnisse hatte das Spiel?
  • Wie sind die Ergebnisse zu bewerten?
  • Welche alternativen Strategien oder Verhaltensweisen hätten zu einem besseren Ergebnis geführt? Warum wurden sie nicht gezeigt?
  • Welche alternativen Ergebnisse sind denkbar?

3. Phase: Realitäts- und Wissenschaftsbezug

In dieser Phase stehen die Bezüge zur Wirklichkeit im Zentrum.

  • Wie realistisch wurden die Rollen insgesamt gespielt?
  • Wie realistisch waren (einzelne) Strategien und Handlungen der Spieler/innen?
  • Wie realistisch ist das Ergebnis?
  • Welche Folgen hätte das Ergebnis in der Realität?
  • Insbesondere bei Planspielen: Wie wirklichkeitsnah war der Ablauf der Auseinandersetzung in institutioneller Hinsicht? (Modellcharakter von Planspielen)
  • Inwiefern lassen sich die Erkenntnisse aus dem Spiel verallgemeinern (etwa bezüglich Strategien, Handlungen, Verlauf und Ergebnissen)?

4. Phase: Allgemeine Auswertung und Methodenreflexion

  • Was wurde gelernt? Was konnte gelernt werden?
  • Welche Informationsdefizite und Wissenslücken haben sich offenbart?
  • Welche Konsequenzen haben das Gelernte, die erworbenen Kenntnisse, aber auch die gemachten Fehler, für das eigene Handlungsrepertoire in Bezug auf die individuelle, soziale und politische Praxis? (Kommunikationsverhalten, Verhalten in Verhandlungen, Partizipation an politischen Prozessen etc.)
  • Welche Konsequenzen haben das Gelernte, die erworbenen Kenntnisse, aber auch die gemachten Fehler, für die Anwendung von Denk- und Arbeitstechniken, für das Lernverhalten?
  • Welche Verbesserungs- und Vermeidungsvorschläge ergeben sich aus dem Spiel für die Realität?
  • Wie wird die Methode des Plan- bzw. Rollenspiels bewertet?
  • Was stellte eine Unter- bzw. Überforderung dar?
  • Was hat Spaß gemacht? Was nicht?

5. Phase: Planung der Weiterführung im Unterricht

  • Welche Informationsdefizite und Wissenslücken sollen/müssen geschlossen werden?
  • Wie soll dies methodisch umgesetzt werden?
  • Mit welchen Medien?
  • Zu welchem Zweck?

© Ulrich Plessner und Jörg Schirrmeister