6.1 Weshalb brauchen wir in EDC/HRE Basiskonzepte?

Living Democracy » Textbooks » 6.1 Weshalb brauchen wir in EDC/HRE Basiskonzepte?

In EDC/HRE gehen wir von einem konstruktivistischen Lernbegriff aus34. Lernende schaffen oder konstruieren Bedeutungs- und Sinnzusammenhänge, indem sie Informationen mit Konzepten verknüpfen. Lernen und Denken besteht darin, vom Konkreten zu abstrahieren. Abstraktes Denken beruht auf Konzepten. Wir müssen die Definition dieser Konzepte verstehen und uns darüber miteinander verständigen, Ideen austauschen zu können, Debatten und Diskussionen zu führen eine Urteil gegenüber Anderen zu begründen.

Konzepte sind somit für ein konstruktivistisches Lernen und letztlich auch für politische Entscheidungsprozesse unentbehrlich. Welche Konzepte sollen wir für EDC/HRE auswählen? Wir leben in pluralistischen Gesellschaften, und dies bedeutet, dass sowohl Individuen als auch Gruppen verschiedene, bisweilen gar konkurrierende Interessen und Werte vertreten. Außerdem sind die Philosophie und die Sozialwissenschaften von unterschiedlichen und auch kontroversen Ansätzen geprägt. Daher ist es nicht möglich, sich bei der Auswahl von Basiskonzepten für EDC/HRE auf eine einzige Quelle zu stützen. Das konstruktivistische, kompetenzorientierte Lernkonzept in EDC/HRE kommt ohne Konzepte nicht aus. In der politischen Bildung werden unterschiedliche Konzeptentwürfe diskutiert. Wir stellen im Folgenden das Konzeptmodell vor, das dieser Handbuchreihe für EDC/HRE zu Grunde liegt.

Bei der Auswahl der neun Basiskonzepte haben wir uns an dem Kriterium orientiert, dass die Konzepte sich mit der Mikro- und Makroebene verknüpfen lassen, d.h. den Erfahrungen der Lernenden auf der Mikro- und Makroebene, d.h. ihrer Alltagserfahrung und dem Schulleben einerseits und dem politischen Gemeinwesen andererseits:

  • Identität
  • Pluralismus und Vielfalt
  • Verantwortung
  • Konflikt
  • Regeln und Recht
  • Macht und Entscheidung
  • Gleichberechtigung
  • Recht und Freiheit
  • Medien und Öffentlichkeit

Die Basiskonzepte bilden in den EDC/HRE-Handbüchern ein Spiralcurriculum, das in Band II (Primarstufe) den Fokus auf die Schulgemeinschaft legt und in Band IV (Sekundarstufe II) auf das politische Gemeinwesen. Band III berücksichtigt beide Aspekte (siehe hierzu auch Teil 1, Einheit 4, im vorliegenden Band). Die Konzepte der Demokratie und Menschenrechte durchdringen alle neun Basiskonzepte. Die Basiskonzepte können und sollten je nach Altersstufe und Thema mit weiteren Konzepten verknüpft werden. Die Bände II, III und IV enthalten je neun Modell-Einheiten im Umfang von vier Sequenzen. In jedem Band thematisieren die neun Einheiten die neun Basiskonzepte, die somit ein mehrdimensionales Spiralcurriculum für EDC/HRE schaffen. Die didaktischmethodische Umsetzung der Basiskonzepte in den Einheiten variiert, um zu demonstrieren, wie ein Konzept dem Verstehensniveau der Lernenden auf verschiedenen Altersstufen angepasst werden kann. Die vertikale Kombination der Einheiten aus zwei oder drei Bänden ermöglicht einen konstruktivistischen Lernprozess, der sich auf ein Basiskonzept konzentriert. Auch in horizontaler Perspektive sind diemiteinander verknüpft, z.B. durch die Zuordnung zu den drei Dimensionen des Politischen35.

34. Siehe oben Abschnitt 4.
35. Dazu näher Teil 2, Einheit 3, Material 1 (Wie mache ich das Politische zum Gegenstand von EDC/HRE?).