7.1 Die Mauer des Schweigens (stummes Schreibgespräch)

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Ziele

Die Lernenden werden sich ihrer Präkonzepte zu Basiskonzepten und gesellschaftlichen oder politischen Grundproblemen bewusst (Erkenntnisziel).

Sie werden zu gründlichem kritischen Denken angeregt, und sie lernen sich mit den Ideen und Argumenten anders Denkender respektvoll auseinanderzusetzen (Kompetenzziele).

Material 1 – 2 Flipchartbögen pro Gruppe, Marker.
Hinweis

Die „Mauer des Schweigens“ wird hier in der Variante des stummen Schreibgesprächs beschrieben. Zu Beginn einer Einheit kann es einen Zugang zu einem Basiskonzept schaffen, z.B. Demokratie, Diktatur, Gerechtigkeit, Frieden, Gleichberechtigung, Freiheit. Auch ein Austausch über die Zukunftserwartungen der Lernenden kann sehr fruchtbar sein.

Alternativ kann das stumme Schreibgespräch als Brainstorming-Methode eingesetzt werden, die dann weniger an der persönlichen Perspektive der Lernenden als am Gegenstand orientiert ist, z.B. „Demokratie bedeutet: …“

Die Methode kommt den langsameren, gründlicheren Denkern in der Klasse entgegen. Diese Lernenden kommen im Klassengespräch und Frontalunterricht oft nicht zum Zuge, da sie sich Zeit nehmen, ehe sie sich mit einem Beitrag zu Wort melden.

Verfahren

  1. Die Lernenden bilden Fünfergruppen. Im Klassenzimmer ist für jede Gruppe je 1 Flipchartbogen an der Tafel, an der Wand usw. verteilt. Jede Gruppe setzt sich im Halbkreis vor den leeren Flipchartbogen, und zwei Marker liegen bereit.
  2. Die Lehrperson erläutert das Verfahren: Ein Mitglied jeder Gruppe schreibt das Thema, mit dem sich die Lernenden beschäftigen werden, als Titel auf das Flipchart, z.B.: „Demokratie bedeutet für mich …“ In den folgenden zehn Minuten führen die Lernenden ein stummes Schreibgespräch. Jede Schülerin und jeder Schüler schreibt mindestens einen Beitrag, und darüber hinaus beliebig viele. Wer möchte, kann sich also Zeit nehmen, um nachzudenken. Die Lernenden können und sollen sich aufeinander beziehen, z.B. durch Linien oder Pfeile. Entscheidend ist dabei: es wird kein Wort gesprochen, nur geschrieben.
  3. Falls das stumme Gruppengespräch lebhaft verläuft, versorgt die Lehrperson die Gruppe mit einem zweiten Flipchartbogen.
  4. Auswertung in der Gruppe: Nach Abschluss des stummen Schreibgesprächs wählt jede Schülerin und jeder Schüler einen Satz auf dem Poster aus, den sie oder er nicht selbst geschrieben hat und kommentiert ihn.
  5. Auswertung im Plenum: Die Lernenden reflektieren ihren Lernprozess, ggf. auch im Blitzlichtverfahren (alle Lernenden machen eine knappe Aussage von wenigen Sätzen). Mögliche Impulse:
    • „Ich habe gelernt, …“
    • „Ich habe entdeckt, …“
    • „Ich würde gerne über … diskutieren.“