2 – Material 3: Materialien in EDC/HRE auswählen und einsetzen

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a) Nutzung der Medien als Materialquelle

Die größere Materialvielfalt in EDC/HRE (siehe oben, Material 2) bedingt, dass sowohl die Lehrperson als auch die Lernenden sich an der Materialsuche und -auswahl beteiligen. Bei den Lernenden ist diese Arbeit Teil ihrer Lernprozesse. Im folgenden geht es um die Frage, wie die Lehrperson die Medien als Materialquelle für EDC/HRE-Sequenzen nutzen kann.

Auswahlkriterien bei der Nutzung der Medien als Materialquelle (Printmedien, elektronische und netzbasierte Medien, Bilder)

  • Vertrauenswürdigkeit (Quellenkritik): Lassen sich Verfasser, Quelle, Erstellungsdatum u.a. eindeutig identifizieren? Handelt es sich bei dem Text, Datenmaterial usw. um die Originalfassung? Können die Lernenden (auf der Sekundarstufe) feststellen, ob das Dokument originalgetreu wiedergegeben oder aber abgeändert bzw. verfälscht worden ist? Können die Lernenden die Quellenkritik selbst leisten?
  • Eignung: Entspricht das Material dem Verstehens- und Kompetenzniveau der Lernenden, z.B. der Dekonstruktion medial übermittelter Botschaften? Das Material sollte weder zu einfach noch zu schwierig sein und eine gewisse Anstrengung erfordern, welche die Fertigkeiten der Lernenden herausfordert und ihr Wissen, ihr Verständnis und ihre Urteilskraft erweitert. Ist eine Differenzierung möglich, um die heterogenen Lernvoraussetzungen zu berücksichtigen?
  • Relevanz: Entspricht das Material den Interessen der Lernenden? Spricht es eine Thematik oder Frage an, welche den Lernenden wichtig ist? Können sie den Inhalt mit ihren Vorkennt-nissen und ihren Erfahrungen (Präkonzepten) verknüpfen?
  • Überwältigungsverbot, Kontroversitätsgebot: Vertreten die ausgewählten Materialien unterschiedliche Perspektiven, so dass die Lernenden erkennen können, was in Politik oder Wissenschaft kontrovers ist? Ist die Indoktrinierung der Lernenden, in welche Richtung auch immer, ausgeschlossen, um ihnen eine unabhängige Urteilsbildung zu ermöglichen? (siehe Teil 1, Einheit 3, Kap. 5.1.–5.3 in diesem Band (Beutelsbacher Konsens).

b) Umgang dem von Lernenden produziertem Material

Die Materialien, die von Lernenden produziert werden, müssen im weiteren Verlauf des Unterrichts oder eines Projekts gewürdigt werden, d.h. mit ihnen muss weiter gearbeitet werden. Dieser Grundsatz gilt nicht nur für EDC/HRE, sondern auch für andere Fächer. Daraus erwächst für die Lehrperson die Aufgabe, sich mit diesen Materialien – etwa Texte, Mindmaps, Präsentationen, Bildern, Schaubildern – auseinander zu setzen und zu entscheiden, wie sie sich dazu verhalten soll, z.B.: Soll sie ein Feedback geben? Muss sie die Materialien bewerten? Muss sie die Planung des Unterrichts anpassen? Diese Aufgabe lässt sich leichter zwischen den Sequenzen lösen, da die Lehrperson sich ohne Zeitdruck mit den Materialen befassen und das weitere Vorgehen klären kann.

Es kann jedoch auch die Situation entstehen, dass die Lehrperson die gleiche Leistung während des laufenden Unterrichts erbringen muss. Sogar mündliche Beiträge der Lernenden lassen sich in einem erweiterten Sinne als „Material“ begreifen, mit dem die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrperson weiterarbeiten. Im laufenden Unterricht muss die Lehrperson spontan reagieren und auch improvisieren. Mehr dazu in diesem Band in den Beiträgen zur Moderation von Plenumsdiskussionen (Teil 3, Methodenkoffer für EDC/HRE, Einheit 1, Methodenkoffer für Lehrpersonen, Methode 3: Moderation von Diskussionen und des kritischen Denkens in EDC/HRE-Sequenzen).