4.7 Die Touristen

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Ziele

Die Lernenden erarbeiten sich durch die im Rollenspiel simulierte Erfahrung das Konzept der Kulturbegegnung.

Sie machen sich bewusst, dass wir alle dazu neigen, Stereotypen zu verwenden, wenn wir Menschen begegnen, deren Kultur uns fremd ist. Sie entwickeln die Fähigkeit durch den Wechsel ihrer Perspektive die Befangenheit in Stereotypen zu überwinden.

Material

Ein Flipchartbogen und Marker

Rollenkarten

Requisiten zur Kennzeichnung der Touristen (z.B. Kamera oder Smartphone, Sonnenbrille)

Hinweis Das Rollenspiel lässt sich am besten mit zwei Klassen realisieren. Jede Klasse hat mit ihrem Klassenzimmer einen angestammten Ort, und die Lehrperson in jeder Klasse fokussiert mit den Lernenden auf die Merkmale ihrer Gruppe, der „Touristen“ bzw. der „X“.

Verfahren

  1. Vorbereitung des Rollenspiels
    Die Lehrperson führt in das Rollenspiel ein: Während ihres Urlaubs auf eine Insel trifft eine Gruppe westlicher Touristen trifft auf Einheimische (die „X“).
    Es werden zwei Gruppen (Klassen, Halbklassen) gebildet, von denen jede eine der Gruppen im Rollenspiel (Touristen oder Einheimische) darstellen wird. Die Gruppen haben 15 Minuten Zeit, um ihre Rollen mit Hilfe der Rollenkarten vorzubereiten. Die Lehrperson weist die Gruppen da-rauf hin, dass sie mit einer homogenen Kultur auftreten sollen.
  2. Verlauf des Rollenspiels
    Zwei Touristen sind unterwegs, um Souvenirs zu kaufen und Bilder zu machen. Zufällig begegnen sie einigen „X“. Sie kehren in ihre Gruppe zurück und berichten über ihre Erlebnisse. Sie beschreiben, was ihnen an der fremden Kultur der „X“ aufgefallen ist.
    Ebenso teilen die „X“ ihre Eindrücke über das erste Treffen mit den Touristen und wie sie deren Auftreten erlebt haben.
    Die ganze Gruppe der Touristengruppe dringt in das Gebiet der „X“ ein. Diese wollen sich nicht an die Wünsche und Erwartungen der Touristengruppe anpassen.
  3. Auswertung des Rollenspiels
    Die beiden Gruppen geben einander im Plenum Feedback. Die Lehrperson moderiert das Gespräch. Die ersten Impulse dienen dazu, dass die Lernenden sich emotional von ihrer Rolle distanzieren können.

    • Wie fühlen sich die Touristinnen und Touristen?
    • Wie fühlen sich die „X“?
    • Wie denken die Touristen über die „X“?
    • Wie denken die „X“ über die Touristen?
    • Die Touristen erklären, mit welchen Verhaltensweisen der „X“ sie Schwierigkeiten hatten.
    • Die „X“ erklären, mit welchen Verhaltensweisen der Touristen sie Schwierigkeiten hatten.
    • Was hätten die „X“ nach Ansicht der Touristen tun können, um den Kontakt zu erleichtern?
    • Wie hätten die Touristen nach Ansicht der „X“ tun können, um weniger zu stören?
    • Wenn du erneut in das Land der „X“ reisen müsstest, was solltest du wissen oder tun, um dich angemessen zu verhalten?

Erweiterung und Vertiefung

Die Lehrperson führt das Konzept der Kulturbegegnung ein, das im Rollenspiel simuliert wird. Die Erfahrung im Rollenspiel kann die Lernenden anregen, zu überprüfen, welche Bereiche ihrer Gesellschaft mit diesem Konzept zu fassen sind. Folgende Fragestellungen bieten sich an:

  • Das Rollenspiel arbeitet ähnlich wie ein Modell, das die Wirklichkeit stark vereinfacht. In den Spielvorgaben waren beide Gruppen dazu aufgefordert, mit einer „homogenen Kultur“ aufzutreten. Wie realistisch ist diese Vorgabe? Gibt es eine „Leitkultur“ in unserer Gesellschaft?
  • Brauchen wir einen „sanften Tourismus“?
  • Flucht und Migration schaffen Situationen von Kulturbegegnung in unserer Gesellschaft. Für alle Menschen, die zu uns kommen, gilt:
    „Jeder hat als Mitglied der Gesellschaft (…) Anspruch darauf, durch innerstaatliche Maßnahmen (…) in den Genuss der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu gelangen, die für seine Würde und die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit unentbehrlich sind. (Artikel 22, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte)
    Inwieweit ist dieses Menschenrecht in unserer Gesellschaft anerkannt und verwirklicht?
  • Die Lernenden untersuchen die Begegnung der Kulturen unter historischer Perspektive: die Entdeckung Amerikas 1492 und die Unterwerfung der Kolonien unter die Herrschaft der Europäer.
  • Welche Initiativen gab oder gibt es in unserer Gesellschaft, um Menschen unterschiedlicher Kulturen zu ermöglichen, friedlich miteinander zusammen zu leben?

Material

Rollenkarte für die Touristengruppe
  • Bestimmt euer Herkunftsland. Sammelt Details „Land und Leute“, euer Land zu charakterisieren (Stichworte oder Bilder).
  • Notiert Eure gemeinsamen Erwartungen und Wünsche bei der geplanten Reise (Stichworte oder Bilder).
  • Versorgt Euch mit Requisiten, die Euch als Touristen erkennbar machen (z.B. Kamera oder Smartphone, Sonnenbrille; ausländische Währung). Was ihr nicht beschaffen könnt, lässt sich auch mit einem Bild darstellen.

 

Rollenkarte für die „X“
  • Gebt Euch einen Namen.

Bestimmt Eure Kultur und Lebensweise. Sie sollte möglichst „primitiv“ sein:

  • Familienstruktur und Zusammenleben in der Familie
  • Rollen von Männern und Frauen
  • Wirtschaft
  • Handwerk
  • Kleidung
  • Wohnhäuser