2 – Material 2: Perspektiven der Beurteilung

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Fremd- und Selbstbeurteilungen erlauben es Lernenden, ihren Lern- und Leistungsstand zu erkennen und weitere Lernschritte zu entwickeln. Beide Beurteilungsformen ermöglichen es auch, neue Ziele zu bestimmen.

Fremdbeurteilungen sind uns allen bestens bekannt. Bei der Fremdbeurteilung bekommt man Rückmeldungen von Lehrpersonen, Eltern oder Mitschülerinnen.

Bei der Selbstbeurteilung dagegen geht es um die Fähigkeit, sich selbst einzuschätzen und daraus Konsequenzen zu ziehen. Die Selbsteinschätzung ist ein bedeutendes Instrument, das den Lernenden Eigenverantwortlichkeit ermöglicht und ihre Abhängigkeit von der Rückmeldung und Anleitung der Lehrperson verringert. Lernende, die zu einer realistischen Selbsteinschätzung fähig sind, entwickeln ein positiveres Selbstkonzept und weniger anfällig dafür, sich verunsichern zu lassen. Sie sind weniger auf Rückmeldungen und Lob angewiesen und können mit Reaktionen der Lehrpersonen angemessener umgehen.

Selbst- und Fremdbeurteilungen müssen nicht zwingend deckungsgleich ausfallen. Lehrperson und Lernende sollten ihre jeweilige Wahrnehmung im Gespräch jedoch einander vortragen, vergleichen und erörtern. Eine Schülerin oder ein Schüler sieht sich nicht automatisch so, wie ihn die Lehrperson wahrnimmt. Deshalb müssen unterschiedliche Perspektiven dargelegt und diskutiert werden. Dadurch lassen sich blinde Flecken, verengte Perspektiven oder fixe Vorstellungen korrigieren. Die Lernenden müssen schrittweise lernen, wie man die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten einschätzt (Erwerb der Kompetenz eigenverantwortlichen Lernens) aber auch, Mitschülerinnen und Mitschülern Feedback zu geben, selbst Feedback anzunehmen und darauf angemessen zu reagieren. Es ist zu erwarten, dass bei diesem Vorgehen Selbst- und Fremdbeurteilung zunehmend übereinstimmen werden.