3.3 Wie können Lehrpersonen die Kompetenzen von Lernenden ermitteln? Das Modell von Kompetenz und Performanz

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Kompetenzen beziehen sich auf Fähigkeiten und Potenziale, die „in uns” stecken und somit „unsichtbar” sind. Wie können Lehrpersonen nun aber herausfinden, über welche Kompetenzen ihre Lernenden verfügen?

Dazu ein Beispiel. Der Linguist Noam Chomsky beschrieb die Sprachkompetenz von Muttersprachlern: produzieren und verstehen permanent Sätze, die sie vorher noch nie gesprochen oder gehört haben. Die zugrunde liegende Sprachkompetenz können wir nicht „sehen”, wir nehmen aber die sprachliche Performanz des Muttersprachlers wahr und können daraus schließen, dass er über die Kompetenz verfügt, fließend zu kommunizieren.

Für uns ist eine Kompetenz nur durch die Performanz erkennbar, und umgekehrt ist keine Performanz Kompetenz möglich. Wie das Beispiel des Muttersprachlers zeigt, ist die Menge der Performanzen, die durch Sprachkompetenz ermöglicht wird, unendlich, und umgekehrt können wir uns nur in der Theorie vorstellen, welche – vermutlich individuelle – Konstellation von Kompetenzen eines Menschen in einer Performanz zusammenwirken. In der Praxis beobachten Lehrpersonen die Performanzen, also die Leistungen ihrer Schülerinnen und Schüler, um daraus Schlüsse auf ihren Kompetenzerwerb zu ziehen. Sie diagnostizieren ihre Lernbedürfnisse und stimmen darauf ihre Lernangebote ab, die sie ggf. differenzieren müssen. Lehrpersonen sind alles andere als untätig, wenn sie ihrer Lerngruppe bei Denken und Arbeiten zusehen. Lehrpersonen sind also alles andere als untätig, wenn sie ihrer Lerngruppe beim Lernen und Arbeiten zusehen. Dies gilt nicht nur für EDC/HRE, sondern auch für Lehren und Lernen im Allgemeinen.