Sequenz 3: Lösungsideen im Vergleich

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Ansätze zur Lösung des Mehrheits-/Minderheiten-Problems

Die folgende Übersicht unterstützt die Lehrperson bei der Planung und Durchführung der Sequenz.
Kompetenztraining benennt die Kompetenzen, welche die Lernenden in dieser Sequenz trainieren (Analyse-, Urteils-, Handlungs- und Methodenkompetenzen).
Das Erkenntnisziel beschreibt die inhaltlichkognitive Dimension des Lernertrags.
Aufgaben und Methoden dienen der Gestaltung des Lernprozesses.
Medien und Hilfsmittel bieten eine Checkliste für die technisch-organisatorische Vorbereitung.
Die Richtwerte zum Zeitbudget unterstützen das Zeitmanagement.
Kompetenztraining

Problemlösendes Denken, abstrahieren, vergleichen.

Kurzpräsentationen in freier Rede vortragen und visualisieren.

Problemlösungen orientiert an Kriterien (Leitfragen) erläutern bzw. vergleichen.

Erkenntnisziel

Regeln, Gesetze und Verfassungen dienen als Instrumente zur Lösung politischer Probleme und zur Überwindung von Konfliktpotenzialen in der Gesellschaft. Darin besteht die Legitimation (Rechtfertigung) von Macht und Herrschaft in der Demokratie (vgl. 2. Sequenz).

Zur Balance zwischen dem Mehrheitsprinzip und dem Minderheitenschutz sind verschiedene Lösungen möglich, die unterschiedliche Folgewirkungen produzieren.

Aufgabe Die Lernenden präsentieren und vergleichen ihre Lösungsideen.
Medien und Hilfsmittel

Raster zur vergleichenden Dokumentation der Schülerlösungen (analog oder digital); vgl. Handout 7.4.

Analoge Dokumentation: Tafel oder Flipcharts; pro Gruppe fünf A4-Blätter und Marker. Klebestift, -band oder Magnethafter.

Handout 7.4 und 7.5.

Methode Gruppenpräsentationen, Plenumsdiskussion.
Bestuhlung
Hufeisen.
Zeitbudget

1. Präsentationen der Expertengruppen: Satzungsentwürfe für den Sportverein. (15 Min)
2. Vergleich der Satzungsentwürfe (Sachurteil). (30 Min)

Information für Lehrpersonen

Die Lernenden beginnen die Sequenz mit ihren Präsentationen. Diese werden durch Leitfragen angeleitet und strukturiert, um einen Vergleich zu ermöglichen. Vgl. dazu den Arbeitsauftrag auf Handout 7.3. Anschließend prüfen sie, wie die Ideen der Gruppen die Balance zwischen Mehrheitsregel und Minderheitenschutz gestalten. In der folgenden Sequenz wechseln die Lernenden ihre Rolle und agieren als Mitglieder des Sportvereins. Sie verhandeln und entscheiden über die Satzung, die ihrer Vereinsgemeinschaft am besten dient. Falls es die Zeit in dieser Sequenz erlaubt, können sich die Lernenden bereits den Rollenwechsel vollziehen und sich auf die Verhandlungen vorbereiten.

Variation: Simulation der Gruppenperspektiven

Nach der Rollenänderung (s.o.) agieren die Lernenden als Clubmitglieder, ohne zu wissen, welcher Gruppe sie angehören. Dieser „Schleier des Unwissens“, wie John Rawls es nannte, erleichtert die Suche nach tragfähigen Lösungen, die für alle zumutbar sind.

Der „Schleier des Unwissens“ lässt sich aber auch lüften, indem die Lehrperson den Lernenden per Los ihren Platz in der Mehrheits- und Minderheitsgruppe zuweist. Die Lösungssuche dürfte schwerer fallen, wenn die Beteiligten sie unter ihrer jeweiligen Interessenperspektive betrachten – eben weil das sich Modell der gesellschaftlichen Realität annähert.

Verlauf der Sequenz

Vorbereitung

Falls die analoge Präsentation genutzt wird, überträgt die Lehrperson das Raster von Handout 7.4 auf die Wandtafel oder mehrere Flipcharts. Alternativ stellt sie das Raster auf einem Computer oder Tablet bereit, die an einen Beamer angeschlossen sind.

1. Gruppenpräsentationen: Satzungsentwürfe für den Sportverein im Vergleich

Die Lehrperson informiert kurz über den Verlauf der Sequenz und das Verfahren der Präsentation. Die Gruppensprecherinnen und -sprecher tragen die Lösungsideen ihrer Gruppen vor und beziehen sich dabei auf die Leitfragen in Handout 7.4 bzw. im Vergleichsraster. Für weitere Fragen, die die Gruppen zusätzlich aufgenommen haben, stehen die letzten Zeilen zur Verfügung.

Die Zuhörer/innen tragen die Stichworte und evtl. weitere Notizen in Handout 7.4 ein. Sie können Fragen zum Verständnis stellen, sollen sich jedoch mit Beiträgen und Kommentaren zum Vergleich oder zur Urteilsbildung zurückhalten, ehe alle Gruppen ihren Beitrag geliefert haben. Die zuhörenden Schülerinnen und Schüler tragen die Stichworte in Handout 7.4 ein.

Eine neue Satzung für den Sportverein – Vorschläge zur Problemlösung im Vergleich
Leitfragen
(vgl. Handout 7.3/7.4)
Groupe 1 Grouppe 2 Grouppe 3 Grouppe 4 Vergleich
1. Wie sollen die Mitgliederbeiträge zwischen den Gruppen verteilt werden?
2. Wer entschei-det über die Verteilung der Gelder – nach welchem Verfahren?
3. Wie sollen unterschiedliche Gruppeninteressen berücksichtigt werden?
4. Wie soll das Problem der „permanenten Minderheit“ bei Abstimmungen gelöst werden?

Die Lehrperson moderiert die Präsentationen. Sie interveniert möglichst wenig, sollte aber darauf bestehen, dass die Vortragenden ihre Lösungsideen begründen, und zwar auch dann, wenn sie Aussagen anderer Gruppen wiederholen. In diesem Falle können sie sich aufeinander beziehen und die Grundlinien des Vergleichs herausarbeiten.

2. Vergleich der Lösungsideen (Sachurteil)

Die Lernenden – nun in der Rolle der Clubmitglieder – vergleichen die Lösungsideen, ehe sie sie beurteilen. Der Vergleich ist ein Sachurteil, bei dem eine Einigung leichter fällt als beim anschließenden Werturteil.

Die Einträge der Gruppenpräsentationen verliefen vertikal in den Spalten des Rasters. Nun ändert sich die Leserichtung. Die Lernenden lesen die Matrix zeilenweise und vergleichen die Lösungsideen zu den einzelnen Leitfragen.

Der Vergleich findet im Klassengespräch statt. Die Lehrperson moderiert das Gespräch; ein/e Schüler/in hält das Ergebnis in der Spalte „Vergleich“ auf dem Raster fest, die Zuhörer/innen tun dasselbe auf dem Handout 7.4. Die Lösungsalternativen werden durchnummeriert, um im 4-Eckenspiel in der 4. Sequenz daran anknüpfen zu können.

Variation: Gruppenarbeit statt Klassengespräch

Die Beteiligung der Lernenden lässt sich intensivieren, wenn der Vergleich als kurzer Arbeitsauftrag an die Gruppen vergeben wird. Jede Gruppe vergleicht die Lösungsideen zu einer Problemfrage und stellt ihr Ergebnis im Plenum vor. Diese Option verlangt allerdings etwas mehr Zeit.

3. Vorbereitung der Anschlussdiskussion

Falls die Zeit es erlaubt, wechseln die Lernenden in die Rolle der Clubmitglieder – Fußballer (ca. zwei Drittel) oder Schachspieler (ein Drittel). Sie arbeiten in getrennten Gruppen, um den Vergleich der Lösungen auszuwerten und sich auf die Verhandlungen vorzubereiten. Falls die dritte und vierte Sequenz nicht unmittelbar aufeinander folgen, können die Gruppen sich über ihre Weiterarbeit zu Hause verständigen.