Handout 9.1: Das Königreich von Sikkal

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Sikkal ist ein Land hoch in den Bergen. Jahrhunderte lang hatte es kaum Verbindung zur Außenwelt.

Obwohl Sikkal nur ein winziges Königreich ist, hat es in jüngster Zeit für viel Aufsehen gesorgt. Das liegt vor allem daran, wie dort das Leben in der Gesellschaft organisiert ist.

Zunächst einmal muss niemand in Sikkal jemals Hunger leiden. Das Volk der Sikkalesen stellt alle seine Lebensmittel selbst her, und sie werden an jeden verteilt, der sie braucht. Jede Familie wohnt in einem Haus ohne Miete zu zahlen. Die Zahl der Zimmer richtet sich nach der Zahl der Familienmitglieder. Energie zum Heizen und Kochen gibt es ebenso kostenlos wie einen regelmäßigen Reparaturdienst für die Wohnungen. Sollte jemand einmal krank werden, ist stets ein Arzt zur Stelle. Jeder wird alle sechs Monate kostenlos untersucht, und Sozialarbeiter statten all denen regelmäßige Besuche ab, um die man sich besonders kümmern muss – z.B. alte Menschen und Familien mit kleinen Kindern.

In Sikkal sind die schönen Dinge des Lebens für alle zu haben. Jede Familie erhält ein Heft mit Gutscheinen, die sie jedes Jahr eintauschen kann gegen verschiedene Luxusartikel, z.B. Parfüme, Polstermöbel, edle Gewürze. Die Gutscheine kann man sofort eintauschen oder auch aufsparen, um sich etwas ganz Besonderes zu gönnen.

Wie hat es das Volk von Sikkal geschafft, alle diese Dinge zu organisieren? Seit Menschengedenken wird Sikkal von einem Königsgeschlecht regiert. Derzeit herrscht König Sik III über das Land. Er bestimmt, wie viele Arbeitskräfte für eine bestimmte Arbeit benötigt werden, z.B. in der Landwirtschaft, im Hausbau oder im Gesundheitswesen. Die Menschen, die diese Arbeit verrichten, werden im Alter von fünf Jahren ihrer Bestimmung zugewiesen und auf besondere Schulen geschickt, um ihre Ausbildung zu erhalten. Bauern gehen auf die Landwirtschaftsschule, Bauarbeiter auf die technische Schule, Mitarbeiter im Gesundheitsdienst auf die medizinische Schule usw. Alle übrigen im arbeitsfähigen Alter finden eine Beschäftigung in einem der Paläste König Siks.

Das erstaunlichste in Sikkal ist, dass es kein Geld gibt. Niemand muss entlohnt werden, da jeder schon alles hat was er braucht!

Vielleicht fragst Du Dich, ob sich jemand in Sikkal jemals über diese Ordnung beschwert. Das kommt in der Tat sehr selten vor. Um die wenigen Menschen, die sich tatsächlich einmal beschwert haben, kümmert man sich in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt. Schließlich wärst Du doch verrückt, wenn Du Dich über das Leben in so einer Gesellschaft beschweren würdest, oder nicht?