Kapitel 5 – Für Gerechtigkeit sorgen

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Einführung

Das Bild zeigt einen Jungen und ein Mädchen auf einer Wippe. Der Kipppunkt, auf dem die Wippe aufliegt, ist seitlich versetzt, so dass das Mädchen im wörtlichen Sinne am längeren Hebel sitzt und damit recht zufrieden zu sein scheint. Der Junge ist nicht glücklich, wie er in der Luft hängt, und er versucht vergeblich, einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Derartige Situationen führen häufig zu Streit und Konflikten. Die Stütze des Wippbalkens trägt einen Paragrafen, das Symbol des Rechts.

Das Bild kann unterschiedlich gedeutet werden und stößt interessante Fragen an. In dieser Situation sind die Chancen für den Jungen und das Mädchen ungleich verteilt, so dass sich die Frage nach der Gleichberechtigung der Geschlechter stellt. Überraschenderweise sitzt das Mädchen in dieser Hinsicht „am längeren Hebel“. Vielleicht mogelt es und verstößt gegen das Gesetz? Oder es genießt einen Vorteil, den ihm das Gesetz gewährt, um frühere Diskriminierungen gegen Frauen und Mädchen durch Überkompensation auszugleichen? Ist dieses Spiel also fair? Ist Gleichberechtigung immer fair? Wessen Menschenrechte werden durch das Recht geschützt? Wird auf dem Bild gegen jemandes Menschenrechte verstoßen – und durch wen?

Das Paragrafen-Symbol eröffnet eine weitere Perspektive. Wer hat über die Regeln dieses Spiels entschieden? Das Symbol für das Recht verweist auf die staatliche Gesetzgebung bzw. den Rechts-staat. Der Staat kann aus Institutionen bestehen, auf welche die Gewalt des Staates verteilt ist und die sich gegenseitig kontrollieren – Parlament, Regierung und die Gerichte. Ein wohlwollender oder despotischer Autokrat kann auch die ganze Staatsgewalt in seiner Hand konzentrieren. Die Verfassung eines Nationalstaats spielt eine entscheidende Rolle, da die Menschenrechte im Rechtssystem verankert, sei es Bürgerrechte, sei es als Rechte aller Menschen auf dem Staatsgebiet. Die nationalen Gesetze schützen dann die Menschenrechte, falls diese verletzt werden. Wie das Bild zeigt, können Menschenrechte durch Mitbürger oder Mitbürgerinnen oder durch den Staat verletzt werden, wenn dieser ein unfaires Gesetz beschließt.

Um ein Gleichgewicht zwischen den Rechten der einzelner Bürger und Bürgerinnen zu wahren, muss ein faires Gesetz die Rechte des Einzelnen beschränken, um die Rechte anderer zu schützen.

Die Spiele und Lernszenarien in diesem Kapitel thematisieren diese Probleme der Fairness und Gerechtigkeit. Die Lernenden werden feststellen, dass Frieden und Sicherheit in der Gesellschaft auf Gerechtigkeit beruht.

  • 5.1 Das ist unfair

    Ziele Die Lernenden werden sich ihrer Konzepte von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit bewusst. Material Eine Sammlung aussagekräftiger Fotos. Verfahren Die Lernenden arbeiten in...

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  • 5.2 Die Ausnahme

    Ziele Die Lernenden werden durch die Spielerfahrung für das Problem der Diskriminierung sensibilisiert. Material Klebepunkte in verschiedenen Farben sowie ein weißer Klebepunkt....

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  • 5.3 Das Puzzle

    Ziele Die Lernenden werden durch die Spielerfahrung für das Problem unfairer Behandlung sensibilisiert. Den Lernenden soll bewusst werden, wie sie auf eine...

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  • 5.4 Die Funktion des Rechts

    Ziele Antike Philosophen sind unterschiedlichen Wertvorstellungen gefolgt, um die Funktion des Rechts zu bestimmen. Ihre Wertorientierungen verweisen auf unterschiedliche Gesellschafts- und Herrschaftsformen....

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  • 5.5 Debatte: Was ist gerecht?

    Ziele Kompetenzziele: Die Fähigkeit zum Perspektivwechsel, Argumentieren, Debattieren. Erkenntnisziel: Menschenrechte gehen mit Pflichten und Verantwortung einher. Einschränkungen einzelner Menschenrechte sind daher notwendig,...

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