Zur Konzeption von EDC/HRE in diesem Handbuch

Living Democracy » Textbooks » Zur Konzeption von EDC/HRE in diesem Handbuch

1. Grundprinzipien von EDC/HRE

Junge Menschen erlernen politische Teilhabe am besten durch eigenes Handeln und nicht durch Belehrung: Jeder und jede Einzelne benötigt Chancen zum Lernen durch praktische Erfahrung, in der Auseinandersetzung über konkreten Streitfragen und die Teilhabe an Entscheidungen. Auf diese Weise nehmen junge Menschen ihre Freiheitsrechte wahr, sei es als Menschen- oder Bürgerrechte. Zu diesen Freiheitsrechten gehört auch das Recht der Gedanken- und Meinungsfreiheit, das durch einen belehrenden Unterricht konterkariert würde – von Überwältigung und Indoktrination ganz zu schweigen.

In der Bildung für aktive demokratische Teilhabe geht es daher nicht nur darum, Kenntnisse und Einsichten über Demokratie und Menschenrechte zu erwerben; ebenso wichtig sind Handlungsfähigkeit und weitere Kompetenzen und Fertigkeiten, sowie Werte und Einstellungen. In EDC/HRE ist daher die gelebte Erfahrung die Botschaft: Kinder durch können durch das Vorbild von Lehrpersonen, die Methoden des Lehrens und Lernens sowie und die Organisation des Schullebens über demokratische Teilhabe ebenso viel – und auf andere Weise – lernen wie durch frontale Instruktion.

Aus diesen Prinzipien ergeben sich wichtige Implikationen für die Gestaltung von Lernprozessen in EDC/HRE, auf die im Folgenden eingegangen wird.

a) Aktives Lernen

In der Demokratie- und Menschenrechtsbildung hat aktives Lernen einen hohen Stellenwert. Mit aktivem Lernen ist „learning by doing“ gemeint, das heißt, junge Menschen lernen durch ihre eigenen Erfahrungen und ihre Bemühungen, Probleme selbst zu lösen, anstatt die fertigen Lösungen von anderen zu erfahren. Aktives Lernen wird daher auch als erfahrungsorientiertes oder experimentierendes Lernen bezeichnet.

Aktives Lernen ist bedeutsam für EDC/HRE, da auch die Bürgerrolle praxisbezogen ist. Menschen werden für demokratische Teilhabe und die Wahrnehmung ihrer Menschenrechte sensibilisiert, indem sie sie selbst erfahren und erproben, und nicht allein, indem sie darüber belehrt werden. Diese Erfahrung beginnt im Schulunterricht im Klassenzimmer, und sie wird geprägt durch das Leitbild und die Lernkultur der Schule und weiterführender Bildungsinstitutionen. In diesem Sinne sprechen wir von Lehren und Lernen durch Demokratie und Menschenrechte.

Zudem ist aktives Lernen oft anregender und motivierender als formale Instruktion und kann bei Erwachsenen wie jungen Menschen zu nachhaltigeren Lernerträgen führen, da sie als Lernende persönlich betroffen sind. Aktives Lernen ist exemplarisches Lernen und unterstützt auf diese Weise auch den Lernprozess selbst, indem induktiv es an konkreten Beispielen ansetzt und Fragen aufwirft, die zum abstrahierenden Denken führen, während formale Instruktion umgekehrt vom Abstrakten zum Konkreten vorgeht (deduktives Lernen). Aktives Lernen motiviert also die Schülerinnen und Schüler dazu, aus konkreten Erfahrungen Regeln und allgemeine Prinzipien abzuleiten (statt umgekehrt). Die Kinder erhalten an einem konkreten (Streit)fall im Schulleben, z.B. der Ausgestaltung der Schulordnung oder Verhaltensregeln, einen Zugang zu den verschiedenen Arten der Rechte, die ihnen und anderen zustehen. Dabei dürften sie mehr lernen als durch eine abstrakte Behandlung des Rechtsbegriffs.

b) Die drei Dimensionen von EDC/HRE

Die drei Dimensionen von EDC/HRE lassen sich knapp zusammenfassen in der Formel: Lehren und Lernen durch, über und für Demokratie und Menschenrechte.

Im vorigen Abschnitt zum aktiven Lernen wurde bereits auf das Lehren und Lernen durch Demokratie und Menschenrechte. In der Primarstufe kommt dem sozialen und erfahrungsbasierten Lernen große Bedeutung zu: Kinder spüren, ob sie als Person anerkannt werden, und sie setzen sich mit den Rollenvorbildern auseinander, die ihnen die Lehrpersonen bieten. Sie registrieren genau, ob alle Kinder fair behandelt werden und ob jemand bevorzugt oder benachteiligt wird, und ob alle Kinder die Chance haben, etwas erzählen zu dürfen oder ihre Meinung zu sagen. Demokratie und Menschenrechte treten ihnen in ihrer Schulerfahrung entgegen – oder eben nicht.

Lehren und Lernen über Demokratie und Menschenrechte verweist auf den Erwerb von Kenntnissen und Einsichten über Prinzipien der Demokratie, Varianten demokratischer Systeme, die Menschenrechtserklärungen und ihre Durchsetzung. Lehren und Lernen „über“ hat also seinen festen Platz in der politischen Bildung auf der Sekundarstufe. In der Primarstufe geht es darum, mit den Kindern über ihre Erfahrungen zu reflektieren und ihnen zu vermitteln, welche Ideen der Gestaltung des Schullebens zu Grunde liegen. Falls sie z.B. an einer Abstimmung teilnehmen, müssen sie lernen, dass die Minderheit den Willen der Mehrheit akzeptieren muss. In der Grundschule sollten die Kinder erfahren, dass ihnen Kinderrechte zustehen, und wie sie diese im Schulleben wahrnehmen können.

Lehren und Lernen für Demokratie und Menschenrechte steht für die Vorbereitung auf die Bürgerrolle, auf die aktive Teilhabe in der Zivilgesellschaft und an politischen Entscheidungsprozessen. In dieser Perspektive des lebenslangen Lernens liegt die besondere Bedeutung von EDC/HRE, nicht nur für die Bildung der Kinder als selbstbewusste, selbstständig urteilende Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für die Stärkung der demokratisch verfassten Zivilgesellschaft.

c) Handlungsorientierung

Das didaktische Prinzip der Handlungsorientierung besteht darin, den Lernenden anspruchsvolle and anregende Aufgaben zu stellen, die sie zum selbstständigen Problemlösen herausfordern. Handlungsorientierung lässt sich nicht nur mit den Inhalten von EDC/HRE verknüpfen, sondern mit denen aller Schulfächer. In diesem Handbuch demonstrieren wir die Praxis handlungsorientierten Lernens.

Handlungsorientierung leistet einen wichtigen Beitrag für EDC/HRE:

  • EDC/HRE ist eine Form aktiven Lernens, nämlich „Learning by Doing“.
  • Die unterschiedlichen Lernarrangements erhalten eine Struktur.
  • Die vorhandene Lernzeit wird maximiert, da sich die Lernenden mit Aufgaben beschäftigen, die sie ohnehin erledigen müssen.
  • Die Kinder werden mit realen Alltagsproblemen konfrontiert, die sie analysieren und lösen müssen. Sie arbeiten mit authentischen Materialien.
  • Das Lernen wird mit Sinn erfüllt und anregender.
  • Handlungsorientierung verlangt von den Lernenden, Verantwortung für ihren Lernprozess zu übernehmen, und ermöglicht ihnen auf diese Weise Erfolgserlebnisse.

d) Arbeiten im Team

Die Demokratie- und Menschenrechtsbildung bevorzugt kooperative Lernformen, d.h. Partnerarbeit und Lernen in Kleingruppen oder auch in größeren Teams, sowie gegenseitiges Feedback und gemeinsame Reflexion. Die Arbeit im Team leistet wichtige Beiträge, die über EDC/HRE im engeren Sinne hinausgehen:

Die Kinder lernen Formen der Kooperation in Gruppen, die sie überall im Unterricht praktizieren können.

  • Die Lernenden werden ermutigt, ihre Erfahrungen und Meinungen auszutauschen. Sie gehen ihre Probleme gemeinsam an und erhöhen ihre Chancen, Lösungen zu finden.
  • Die Erfahrung der Kooperation im Team bildet ein Gegengewicht zur Erfahrung, in der Klasse auf sich allein gestellt zu sein.

e) Interaktive Methoden

Zu den interaktiven Methoden in EDC/HRE gehören Diskussionen und Debatten.

  • Interaktive Methoden trainieren die Kompetenzen, die Schülerinnen und Schüler erwerben müssen, um in der Zivilgesellschaft und in demokratischen Entscheidungsprozessen mitwirken zu können (Lernen für Demokratie und Menschenrechte).
  • Interaktive Methoden setzen Werte und Einstellungen voraus, von denen eine Demokratie lebt, u.a. Anerkennung anders Denkender, Trennung von Streit um die Sache – Respekt für den Diskussionspartner (Lernen für Demokratie und Menschenrechte).
  • Lehrerinnen und Lehrer können interaktive Methoden in EDC/HRE erproben, was es ihnen erleichtert, solche Methoden auf den eigenen Unterricht zu übertragen.

f) Kritisches Denken

EDC/HRE ermutigt und ermöglicht den Lernenden, Inhalte und kontroverse Fragen selbständig zu durchdenken und zu einem eigenständigen Urteil zu gelangen, anstatt die fertigen, angeblich „korrekten“ Lösungen von der Lehrperson zu erhalten. EDC/HRE verlangt diese Anstrengung von den Kindern und Jugendlichen, da

  • sie auf diese Weise kritisches Denken und eigenständige Urteilsbildung erlernen – eine Grundvoraussetzung demokratischer Teilhabe.
  • das Selbstwertgefühl und die Eigenständigkeit der Kinder gestärkt werden.

g) Partizipation

EDC/HRE gibt den Lernenden die Gelegenheit, den Lehr- und Lernprozess mitzugestalten. Sie sollten so weit wie möglich dazu ermutigt werden, aktiv zu lernen, statt Kenntnisse passiv zu rezipieren – beispielsweise indem sie Aufgaben auswählen können, ihre Stärken und Schwächen evaluieren und sich Ziele für ihren weiteren Entwicklungsprozess setzen.

Teilhabe im Sinne von EDC/HRE leistet wichtige Beiträge:

  • Schülerinnen und Schüler lernen, Partizipation in ihrem Leben außerhalb bzw. jenseits der Schule zu praktizieren.
  • Partizipation stärkt ihr Selbstwertgefühl und ihre Kompetenzerfahrung und vermittelt ihnen das Bewusstsein der Eigenverantwortung.
Zusammenfassung

  • aktiv – sie betont das „learning by doing“;
  • mehrdimensional – sie verbindet das Lehren und Lernen durch, über und für Demokratie und Menschenrechte;
  • handlungsorientiert – sie strukturiert die Lernprozesse durch problemorientierte, lebensnahe Aufgaben;
  • kooperativ – sie stützt sich auf Gruppenarbeit und kooperatives Lernen;
  • interaktiv – in Diskussionen und Debatten trainieren die Lernenden Kompetenzen demokratischer Streitkultur und Teilhabe;
  • kritisch – sie regt die Lernenden zu selbständigem Denken an;
  • partizipativ – sie lässt die Lernenden über die Gestaltung des Unterrichts mitentscheiden.

 

2. Drei Kompetenzbereiche in EDC/HRE3

Das Ziel der Demokratie- und Menschenrechtsbildung besteht darin, die Entwicklung von Kompetenzen in drei Bereichen zu fördern: politische Analyse– und Urteilskompetenzen, Methodenkompetenzen sowie politische Entscheidungs- und Handlungskompetenzen. Diese drei Kompetenzbereiche hängen eng miteinander zusammen und sollten daher nicht getrennt trainiert werden.

A.
Politische Analyse- und UrteilskompetenzenDie Fähigkeit, politische Ereignisse, Probleme und Kontroversen zu analysieren, zu erörtern und zu beurteilen.

Die Fähigkeit, ökonomische und soziale Probleme und Entwicklungen zu analysieren und zu beurteilen.

Die Werte, die der Urteilsbildung zu Grunde liegen, zu reflektieren und offen zu legen.

B.
MethodenkompetenzenDie Beherrschung der Techniken zur Informationsbeschaffung und Recherche mit Hilfe analoger und digitaler Medien, zur kritischen Prüfung der Quellen, zur Nutzung der Medien zur Teilhabe an Prozessen der öffentlichen Meinungsbildung, Debatte und Entscheidungsfindung.
C.
Demokratische Entscheidungs- und HandlungskompetenzenDie Fähigkeit, Meinungen, Wertepräferenzen und Interessen in angemessener Form öffentlich zu vertreten.

Die Fähigkeit zu verhandeln und Kompromisse zu schließen.

Die Fähigkeit, Spielräume und Schranken politischen Handelns abzuschätzen und angemessene Handlungsoptionen auszuwählen.

 

A. Politische Analyse- und Urteilskompetenzen

Kinder und Jugendliche sollen die Kompetenz entwickeln, politische Ereignisse, Probleme und kontroverse Themen zu analysieren, zu beurteilen und ihr Urteil begründen zu können.
Die Schule kann die Kompetenz kritischen Denkens durch Lernangebote fördern, die ein strukturiertes Vorgehen einfordern und inhaltlich kontrovers bzw. problemorientiert angelegt sind. Die Fokussierung auf neun Basiskonzepte im vorliegenden Handbuch unterstützt diesen Ansatz.

Selbstständige, kritische politische Urteilsbildung ist eine Schlüsselkompetenz für demokratische Teilhabe. Sie zu erwerben und von ihr Gebrauch zu machen ist eine Herausforderung in modernen Gesellschaften, die sich dynamisch entwickeln und eine hohe Komplexität aufweisen. Die folgenden Kompetenzen, die zur kritischen Urteilsfähigkeit in modernen Gesellschaften beitragen, orientieren sich an der Bildungsperspektive lebenslangen Lernens. Die Primarstufe kann und sollte die ersten Schritte auf diesem Weg unterstützen.

Zu einem kritischen Urteilsvermögen gelangen die Schülerinnen und Schüler durch die Fähigkeiten –

  • den Zusammenhang zwischen politischen Entscheidungen und der eigenen Lebenserfahren zu erkennen und zu verstehen;
  • die Folgen politischer Entscheidungen – ob beabsichtigt oder nicht – zu verstehen und zu beurteilen;
  • eigene Positionen darzulegen sowie diejenigen anderer zu verstehen;
  • Politik in seinen drei Dimensionen (Institutionen – Prozesse – Inhalte)4 zu verstehen und darstellen zu können;
  • Entscheidungsprozesse auf der Mikroebene (Schulleben), der Mesoebene (Kommunalpolitik) und der Makroebene (nationale und internationale Politik) zu analysieren, zu beurteilen und sich dabei an Prinzipien von Demokratie und Menschenrechten zu orientieren;
  • Sachverhalte, Probleme und Entscheidungen kategorial zu erfassen und zu ordnen, einzelne Aspekte zu gewichten zu beurteilen und sich dabei an Prinzipien von Demokratie und Menschenrechten zu orientieren;
  • soziale, rechtliche, wirtschaftliche, ökologische und internationale Zusammenhänge zu verstehen;
  • Interessen und aktuelle Entwicklungen in kontroversen Auseinandersetzungen zu berücksichtigen;
  • die Darstellungsweise politischer Probleme, Konflikte und Entscheidungsprozesse in den klassischen und digitalen Medien zu verstehen und zu beurteilen.

B. Methodenkompetenzen

Wie oben ausgeführt, erfordert die Teilhabe an politischen Prozessen u.a. Grundkenntnisse über politische Kontroversen, verfassungsmäßige und rechtliche Rahmenbedingungen sowie politische Entscheidungsprozesse. Die Fähigkeit zur demokratischen Teilhabe setzt jedoch auch allgemeine methodische Kompetenzen voraus, z.B. Kommunikation, Kooperation, Umgang mit Informationen und Daten. Diese Kompetenzen erwerben Lernende nicht nur in EDC, sondern auch in der Bearbeitung anderer Fachinhalte.

Kompetenzen und Fertigkeiten, die von besonderer Bedeutung für die politische Teilhabe sind, z.B. das Argumentationsvermögen und Debattieren, müssen hingegen in EDC/HRE bzw. den Diskursfächern und Fremdsprachen trainiert werden. Handlungs- bzw. problemorientierte Lernangebote erweisen sich als besonders geeignet, da sie kontroverse Entscheidungsfindungsprozesse simulieren können, die den Lernenden ermöglichen, sich auf die Teilhabe am politischen Streit in der Öffentlichkeit vorzubereiten.

Die folgenden Methodenkompetenzen sind in EDC/HRE von besonderer Bedeutung:

  • Selbständig Informationen in Massenmedien und/oder neuen Medien zu finden, auszuwählen, zu verarbeiten, zu nutzen und zu präsentieren, und dabei kritisch und zielgerichtet (mit Hilfe von Statistiken, Karten, Schaubildern, Tabellen, Karikaturen usw.) vorzugehen;
  • Medien kritisch zu nutzen (Quellenkritik) und eigene Medienprodukte herzustellen;
  • Informationen aus Originalquellen zu beschaffen (Befragungen, Recherchen, Untersuchungen).

C. Entscheidungs- und Handlungskompetenzen

Kinder und Jugendliche sollen dazu befähigt werden, in einem politischen Umfeld und in der Öffentlichkeit selbstbewusst und situationsgerecht zu interagieren. Dazu müssen sie über besondere Kompetenzen und Haltungen verfügen. Sie müssen fähig sein,

  • ihre politischen Ansichten selbstsicher und in angemessener Form zu äußern und unterschiedliche Formen des Gesprächs, der Debatte und Diskussion beherrschen;
  • am öffentlichen Leben teilzuhaben und politisch zu handeln (argumentieren, streiten, eine Diskussion zu leiten, analoge und digitale Medien nutzen z.B. für Informationen, Petitionen, oder Stellungnahmen);
  • die eigenen Möglichkeiten politischer Einflussnahme zu erkennen und sich mit anderen zusammen zu schließen;
  • zu ihrer Position zu stehen, aber auch Kompromisse einzugehen.
  • Sie müssen bereit und in der Lage sein,
  • antidemokratische Ideen und Akteure zu erkennen und in angemessener Form auf sie zu reagieren;
  • bereit und fähig sein, sich in einem interkulturellen Kontext offen und anerkennend zu verhalten

Kompetenzerwerb in EDC/HRE

Die drei Kompetenzbereiche – Analyse- und Urteilskompetenzen, Methodenkompetenzen, Entscheidungs- und Handlungskompetenzen – sind in jedem Lernprozess in EDC/HRE präsent, unabhängig davon, ob sie bei der Planung berücksichtigt wurden oder nicht. In der Praxis ist es sinnvoll, sich auf einen Kompetenzbereich didaktisch zu fokussieren und einzelne Teilkompetenzen – z.B. Argumentieren, Debattieren, Quellen im Internet beurteilen – gezielt zu trainieren.

In jeder Einheit in diesem Handbuch geben wir einen groben Hinweis, wie stark die drei Kompetenzbereiche jeweils akzentuiert werden. In einem Raster (vgl. das Muster unten) bezeichnen drei Sterne eine „starke“, zwei Sterne eine „mittlere“ und ein Stern eine „schwache“ Betonung des jeweiligen Kompetenzbereichs. Durch die Wahl der Lehrmethode oder des Aufgabenformats lässt sich die didaktische Fokussierung an die Bedürfnisse der Lerngruppe anpassen.

Kompetenzbereich …
… Politische Analyse- und Urteilskompetenzen … Methodenkompetenzen … Politische Entscheidungs- und Handlungskompetenzen
** * ***

3. Die Basiskonzepte: der inhaltliche Kern der neun Einheiten

Denken und Lernen verlangt von Kindern und Jugendlichen oft, das Konkrete mit dem Abstrakten zu verknüpfen. Abstrahieren und Denken arbeiten mit Begriffen. Die neun Einheiten in diesem Handbuch fokussieren jeweils auf ein ausgewähltes Basiskonzept, die im Sinne eines Spiralcurriculums in den Bänden III „In der Demokratie leben“ und IV „An der Demokratie teilhaben“ für die Sekundarstufe I und II wiederkehren. Die in den Handbüchern beschreiben induktive Lernprozesse, die vom Konkreten ausgehen und zur Abstraktion mit Hilfe des Basiskonzepts fortschreiten. Die Lernangebote sind schüler- und handlungsorientiert, z.B. in Form eines kleinen Projekts, und ermöglichen interaktives und kooperatives Lernen.

Die neun Basiskonzepte lauten:

  • Identität
  • Pluralismus und Vielfalt
  • Gleichberechtigung
  • Konflikt
  • Regeln und Recht
  • Macht und Entscheidung
  • Verantwortung
  • Recht und Freiheit
  • Medien und Öffentlichkeit

Peti Wiskemann, von dem die Coverbilder für die sechs Bände stammen, hat auch ein Puzzle der Basiskonzepte entworfen, das auf dem Titelbild jeder Einheit abgebildet ist. Jedes Puzzleteil steht für das Basiskonzept einer Einheit, und miteinander verbunden ergeben sie ein vollständiges Puzzle, das auf diese Weise die Zusammenhänge zwischen den Basiskonzepten symbolisiert, die sich die Lernenden erschließen können.

Die Lehrperson kann eine einzelne Einheit auswählen, oder aber ein Jahreskonzept für EDC/HRE entwerfen, das mit den neun Basiskonzepten arbeitet.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, lautet ein Sprichwort. Das Puzzle sagt viel über die Basiskonzepte des vorliegenden Handbuchs, über konstruktivistisches Lernen und die Implikationen didaktischer Auswahlentscheidungen.

3. Zum hier vorgestellten Kompetenzmodell siehe Gesellschaft für Politikdidaktik und politische Jugend- und Erwachsenenbildung (GPJE): Anforderungen an Nationale Bildungsstandards für den Fachunterricht in der Politischen Bildung an Schulen. Ein Entwurf. Schwalbach/Ts. 2. Aufl. 2004, S. 13 ff. http://gpje.de/ (Abruf am 02.12.2019). Der Europarat hat 2016 ein neues – erheblich ausdifferenziertes – Kompetenzmodell für EDC/HRE vorgelegt: Competences for Democratic Culture. Living together as equals in culturally diverse societies. Siehe https://www.coe.int/en/web/education/competences-for-democratic-culture – auch in deutscher Übersetzung (Abruf am 06.12.2019). Das Kompetenzmodell des Europarats erweitert den hier vorgestellten Ansatz um die Dimensionen der Wertorientierungen und Einstellungen.
4. Vgl. dazu https://www.living-democracy.com/de/textbooks/volume-1/part-2/unit-3/chapter-2/lesson-1-2/