Sequenz 3: Um wessen Problem geht es?

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Wie nehmen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung wahr?

Ziele Die Lernenden erkennen, dass Menschen in einer Gemeinschaft gemeinsam für die Lösung sozialer Probleme verantwortlich sind.
Aufgaben

Die Lernenden diskutieren, wie die Verantwortung für die Lösung eines konkreten sozialen Problems auf die beteiligten Parteien und Akteure verteilt werden sollte.

Die Lernenden arbeiten mit einem Analyseraster.

Die Lernenden begründen ihren Standpunkt schriftlich (Einzelarbeit).

Medien und Hilfsmittel

Handout 6.3 „So kann es nicht weitergehen!“ (Klassensatz).

Wandtafel; ggf. A4-Bögen für Einzel- und Gruppenarbeit.

Methoden

Angeleitete, strukturierte Analyse.

Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Plenumsdiskussion mit Lehrerimpulsen.

Schriftliche Transferaufgabe (Einzelarbeit).

Das Konzept „Soziales Problem“

Ein soziales Problem betrifft alle oder viele Mitglieder der Gemeinschaft. Die ganze Gemeinschaft oder Teile der Gemeinschaft übernehmen gemeinsam die Verantwortung für dieses Problem, wobei diese Verantwortung auf die beteiligten Parteien und Akteure ungleich verteilt sein kann.

Verlauf der Sequenz

Zum Einstieg liest die Lehrperson den fiktiven Leserbrief an die Lokalzeitung vor (siehe Handout 6.3). Darin beschwert sich eine Gruppe von Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt über zwei soziale Probleme, die ihnen Sorgen machen.

 

Die Lehrperson gibt der Klasse den Auftrag, die beiden Probleme zu benennen und zu jedem Problem eine Liste der Personen erstellen, die dafür verantwortlich sein könnten. Sie kann die Lernenden mit einem Tafelbild anregen, eine Mindmap anzulegen (vgl. das Beispiel oben).

Gruppenarbeit

Schritt 1

Die Lernenden arbeiten in Dreier- oder Vierergruppen. Jedes Gruppenmitglied kann so viele Punkte vergeben, wie es beteiligte Parteien gibt.

Schritt 2

In Einzelarbeit bestimmt jedes Mitglied in den Arbeitsgruppen, wie hoch der Anteil der Parteien und Akteure an der gemeinsamen Verantwortung für das Problem ist und verteilt die Punkte entsprechend. Zum Beispiel erhalten Kinder und Hunde keine Punkte, während Hundebesitzer und Politiker je die Hälfte der Punkte erhalten, oder aber einer der Gruppen werden mehr Punkte gegeben als der anderen.

Schritt 3

Nachdem alle Gruppenmitglieder ihre Entscheidung getroffen haben, tragen sie der Reihe nach ihre Entscheidung in der Gruppe vor und begründen sie. Während dieses Austauschs können die Lernenden ihre Meinung noch ändern. Zum Schluss addiert jede Gruppe die Punkte, die ihre Mitglieder einer Partei gegeben haben. Das Ergebnis entspricht der Gruppenmeinung, wie die Verantwortung für die Lösung des Problems verteilt werden sollte.

Anschließend moderiert die Lehrperson die Präsentation der Gruppenmeinungen im Plenum. Die Lehrperson regt die Klasse an, in der Diskussion die Begründungen der Gruppen für ihre jeweiligen Entscheidungen zu überprüfen.

Falls Zeit zur Verfügung steht, kann die Klasse in gleicher Weise das Problem der Abfallentsorgung untersuchen oder aber auf ein anderes Problem mit höherem Aktualitäts- oder Lokalbezug fokussieren. Je nach dem Kompetenzniveau der Lernenden ist es auch reizvoll, ein komplexeres Problem zu analysieren.

Anmerkung

Die hier exemplarisch beschriebenen Probleme sind für Schüler geeignet, die wenig Erfahrung in der Diskussion politischer Probleme besitzen. Es handelt sich um konkrete, sichtbare und relativ leicht verständliche Probleme, jedoch ist auch hier die Problemlösung nicht einfach. Ältere oder versiertere Klassen sollten mit anspruchsvolleren Problemen konfrontiert werden, z. B. Arbeitslosigkeit oder Rassismus, und das gleiche Analyseraster verwenden.

Schritt 4: Diskussion

Im Abschlussplenum regt die Lehrperson die Klasse mit Impulsfragen an, die sie je nach dem Diskussionsverlauf auswählt:

  • Übernehmen Menschen im Allgemeinen genügend Verantwortung für ihr Handeln?
  • Falls die Lernenden diese Frage verneinen, wie könnte man Menschen dazu bewegen?
  • Welche Rolle spielt Erziehung und Bildung?
  • Oder müsste man Strafgesetze verschärfen?
  • Falls die Lernenden den Staat auf kommunaler oder nationaler Ebene in der Pflicht sehen, mit welchen Kosten wären zu erwarten, und wie sollen sie finanziert werden?
  • Welche Rolle könnten junge Menschen bei der Lösung sozialer Probleme spielen? Sollten sie aufgrund ihres Alters von der Verantwortung entbunden werden? Ist es richtig, wenn junge Menschen die Lösung von Problemen in der Gemeinschaf ganz den Erwachsenen überlassen?

Die Diskussion oder einzelne Fragestellung von den Lernenden in einer schriftlichen Ausarbeitung vertieft werden (Transferaufgabe, Einzelarbeit).

Die Lehrperson schließt die Sequenz ab. Sie weist darauf hin, dass Politiker auf kommunaler sowie nationaler Ebene Probleme möglichst im Anfangsstadium ihrer Entwicklung erkennen sollten. Politik hat viel mit der Lösung von Problemen zu tun, die die Allgemeinheit betreffen. Damit ist nicht gesagt, dass eine Regierung jedes Problem lösen kann, und im Übrigen blieben uns zahlreiche Probleme erspart, wenn Menschen mehr Verantwortung für die Folgen ihres Verhaltens übernähmen.