Sequenz 1: Wie beurteilen wir diesen Netzbeitrag?

Living Democracy » Textbooks » Sequenz 1: Wie beurteilen wir diesen Netzbeitrag?

Die folgende Übersicht unterstützt die Lehrperson bei der Planung und Durchführung der Sequenz.

Kompetenztraining benennt die Kompetenzen, welche die Lernenden in dieser Sequenz trainieren (Analyse-, Urteils-, Handlungs- und Methodenkompetenzen).

Das Erkenntnisziel beschreibt die inhaltlich-kognitive Dimension des Lernertrags.

Aufgaben und Methoden dienen der Gestaltung des Lernprozesses.

Medien und Hilfsmittel bieten eine Checkliste für die technisch-organisatorische Vorbereitung.

Die Richtwerte zum Zeitbudget unterstützen das Zeitmanagement.

Kompetenztraining Die Lernenden können einen Netzbeitrag anhand von Kriterien beurteilen (Urteilskompetenz).
Erkenntnisziel Alle, die das Netz nutzen, sind potenziell Autoren und Autorinnen.
Aufgaben

Die Lernenden einigen sich auf Netiquette-Regeln

Die Lernenden beurteilen einen Beitrag im Netz.

Ressourcen / Material

Handout 9.1 und 9.3; netzfähige Hardware (Notebooks oder Tablets), Zugang zum Internet, Beamer

Ein oder zwei ausgewählte aktuelle Beiträge im Netz

Methoden

Plenumsdiskussion,

Aufgabeninstruktion,

Projektarbeit

Zeitbudget 1. Einstieg und Einführung in das Projekt. (20 Min)
2. Einigung auf Netiquette-Regeln. (20 Min)
2. Gruppenarbeit im Projekt. (20 Min)

Information

Die Lehrperson wählt einen aktuellen Beitrag im Netz aus, der nach ihrer Einschätzung die Lernenden herausfordern und provozieren wird und für Arbeit mit der Checkliste (Handout 9.1) ergiebig ist. Ggf. einen weiteren Beitrag benötigt die Klasse zur exemplarischen Einführung der Checkliste und zur Erarbeitung der Netiquette. Der Kontext der Beiträge sollte den Lernenden vertraut sein. Die Lehrperson prüft, welche Autoren und Autorinnen bzw. welche Formate in Frage kommen. Die gemeinsame Beschäftigung mit einem Beitrag ermöglicht den Lernenden, ihre Beurteilungen anhand der einzelnen Kriterien zu vergleichen.

Das Handout 9.1 dient dem Training der Urteilskompetenz. Das Ziel der Einheit besteht darin, dass die Lernenden sich diese Kriterien aneignen und routinemäßig anwenden können.

Verlauf der Sequenz

1. Einstieg und Einführung in das Projekt

Die Lehrperson konfrontiert die Klasse mit einem kurzen Ausschnitt aus dem von ihr ausgewählten Netzbeitrag – z.B. eine Videosequenz, ein Zitat oder ein Bild – und fordert die Klasse zur Stellung-nahme auf (Positionsspiel oder freier Meinungsaustausch). Dieser induktiver Einstieg soll es den Lernenden ermöglichen, Interesse zu entwickeln, sich näher mit dem Beitrag zu beschäftigen.

Die Lehrperson schlägt der Klasse vor, den Beitrag näher zu untersuchen und einen Kommentar – Zustimmung oder Kritik – im Netz zu veröffentlichen. Falls die Klasse zustimmt, skizziert die Lehrperson den Verlauf des Projekts. Sie betont, dass die Projektgruppen frei entscheiden können, ob sie ihren Beitrag zum Abschluss des Projekts ins Netz hochladen wollen oder nicht. Sie macht das Ziel des Projekts transparent: die Lernenden sollen die Kompetenz entwickeln, Netzbeiträge kritisch beurteilen und insbesondere Falschinformationen und Hasspropaganda erkennen zu können sowie Netzbeiträge entwerfen zu können, die einer kritischen Überprüfung nach inhaltlichen und ethischen Kriterien standhalten – die die Lernenden also verantworten können.

Anschließend stellt die Lehrperson die Checkliste zur Beurteilung von Netzbeiträgen vor (Handout 9.1). Diese Checkliste setzt bei den Lernenden u.a. das Problembewusstsein voraus, dass anonyme Netzbeiträge mit großer Vorsicht zu behandeln sind und generell nicht zitierfähig sind (z.B. Wikipedia). Falls notwendig, klärt die Lehrperson mit den Lernenden die Prämissen, auf denen die Checkliste beruht: Weshalb müssen wir diese Fragen an einen Netzbeitrag stellen?

Die Lernenden erproben die Checkliste an einem weiteren aktuellen Netzbeitrag, der einige der Kriterien nicht erfüllt.

2. Einigung auf Netiquette-Regeln

Fall der zuvor bearbeitete Netzbeitrag auch gegen die Netiquette verstößt, arbeitet die Klasse damit weiter. Alternativ führt die Lehrperson einen weiteren Beitrag ein, der einen exemplarischen Zugang zur Netiquette ermöglicht.

Falls die Lernenden auf den Beitrag reagieren und damit Impulse für ein Klassengespräch, greift die Lehrperson diese Anstöße auf. Falls notwendig, gibt sie einen Impuls, z.B. zu einer konkreten Äuße-rung Stellung zu nehmen. Im Klassengespräch sollten die Lernenden konkretisieren welche Umgangsformen sie sich in der digitalen Kommunikation wünschen. Sie formulieren Regeln für die Netiquette, deren Einhaltung sie von den Autorinnen und Autoren im Netz erwarten und an die auch sie sich in der Autorenrolle halten wollen.

Zwei Lernende führen Protokoll, z.B. mit dem Tablet und Beamer. Die Lernenden werten ihre Beiträge aus. Mehrfachnennungen werden zusammengeführt, Widersprüche geklärt, und evtl. noch feh-lende Regeln werden ergänzt. Die Lernenden können ihren Entwurf mit dem des Center for Media Literacy (Handout 9.3) abgleichen. In einer Abstimmung beschließen sie die Netiquette, an die sie sich während des Projekts halten wollen.

3. Kritische Urteilsbildung zum Netzbeitrag

Die Lernenden bilden Projektgruppen mit je vier, maximal fünf Mitgliedern. Im Projekt befassen sie sich mit dem Beitrag, den die Lehrperson in der Einstiegsphase vorgestellt hat. Bei umfangreichen Beiträgen können die Gruppen einen Ausschnitt auswählen (z.B. ein Textauszug oder eine Videopassage), den sie exemplarisch mit den Kriterien zur Urteilsbildung (Handout 9.1) bearbeiten. Sie protokollieren bei der Beantwortung aller Ja-Nein-Fragen ihre Begründung und formulieren im Sinne der Frage 5 ihr abschließendes Urteil – zustimmend oder kritisch, ggf. mit noch offenen Fragen.