Handout 2.3: Der Schiffbruch

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Teil 1

Es verging mehr als eine Stunde zwischen dem ersten Alarm und dem Untergang des Kreuzfahrtschiffes “The Queen Maddy”. So hatten die Passagiere Zeit, sich ein wenig zu organisieren, bevor sie in die Rettungsboote stiegen. Ein schwerer Sturm hatte eine Kollision mit einem Öltanker verursacht und das Schiff zum Sinken gebracht.

Ungefähr einen halben Tag später landeten einige der Rettungsboote auf einer kleinen felsigen Insel. Sie war oval, etwa 1.5 km lang und halb so breit und zum Teil durch üppige Wälder bedeckt. Es gab keine anderen Inseln, die leicht zu erreichen gewesen wären. Auf der Insel gab es meistens sonniges Wetter, und sie war unbewohnt – abgesehen von der Familie Richalone, die in einer luxuriösen Villa auf dem Hügel wohnte und der die ganze Insel gehörte.

Die Familie Richalone hatte sich vor Jahren auf der Insel niedergelassen. Bis auf die monatlichen Lieferungen mit frischer Nahrung, Benzin und anderen Gütern hatte sie praktisch keinen Kontakt mehr zur Außenwelt. Ihr Leben war gut organisiert: Sie produzierte ihren eigenen Strom, konnte es sich leisten, genug zum Essen und Trinken zu kaufen und hatte jeglichen modernen Komfort, den sie sich wünschen konnte. Der Besitzer war früher ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann gewesen. Nach einem Streit mit den Behörden über seine Steuern war er vom Leben tief enttäuscht und beschloss, jeglichen Kontakt mit der Aussenwelt zu meiden.

Der Besitzer der Villa hatte die Ankunft der Rettungsboote auf seiner hübschen Insel beobachtet und näherte sich daraufhin den Schiffbrüchigen.

Teil 2

Der Besitzer beschloss, den Schiffbrüchigen zu erlauben, eine Zeit lang auf seiner Insel zu bleiben. Er erwartete von ihnen, Dienstleistungen und Lebensmittel aus seinen Vorräten zu bezahlen. So lange sie noch über Lebensmittel vom Kreuzfahrtschiff verfügten, weigerte er sich, ihnen etwas zu verkaufen.

Es gab 13 Schiffbrüchige. Da war Viktor, seine schwangere Frau Josepha und seine zwei Kinder (3 und 7 Jahre alt). Abramovitch, 64, war ein reicher Juwelenhändler. Er war das älteste Mitglied der Gruppe und hatte weder Verwandte noch Freunde. Er hatte eine Sammlung Goldringe, Diamanten und kostbare Juwelen bei sich. John, Kate, Leo und Alfred waren vier junge Freunde, die stark, gesund und sehr geschickt waren. Sie hatten in einem alternativen Gemeinschaftshaus gewohnt, das sie selbst instandgesetzt hatten.

Maria, eine Rechtsanwältin, die Teilzeit an der Universität arbeitete, konnte nur sehr langsam gehen, weil sie als Folge eines Unfalls Probleme mit ihrem linken Bein und ihrer Hüfte hatte. Max, ihr Assistent an der Universität, begleitete sie. Zusammen waren sie unterwegs in die USA, um auf einer Konferenz einen Vortrag zu halten und um mit ihrem Verleger die Veröffentlichung eines Buches zu besprechen. Beide waren Strafrechtsspezialisten, aber körperliche oder handwerkliche Arbeit lag ihnen nicht. Zu guter Letzt waren da noch Marko und seine Freundin Vicky, beide Mitglieder der Schiffsbesatzung, die im letzten Augenblick noch so viel wie sie tragen konnten aus der Vorratskammer des Schiffes mitgenommen hatten: Konserven, Kekse, Öl und ein paar Kochtöpfe und Pfannen. Alle Schiffbrüchigen hatten etwas Geld dabei, der Bootsmann Marko jedoch trug eine große Summe mit sich herum, die er aus einer Wohnung während des letzten Aufenthalts an einem Hafen gestohlen hatte.

Auf der Insel gab es einen kleinen, alten Schuppen am Hang, nicht weit vom Meer. Es gab da nur einen Raum, der zwei oder drei Personen eine bescheidene Unterkunft bieten konnte.

Teil 3

Die Schiffbrüchigen mussten auch entscheiden, wie sie mit den Lebensmittelvorräten verfahren sollten, die der Bootsmann mitgenommen hatte und die er nicht beabsichtigte, mit den anderen zu teilen. Denn mit den anderen zu teilen hätte bedeutet, dass sich seine Überlebenschancen und die seiner Freundin verschlechtert hätten.

Teil 4

Die Schiffbrüchigen beschlossen, die Lebensmittel unentgeltlich an alle zu verteilen. Sie zwangen Marko, seine gehorteten Lebensmittel zur Verfügung zu stellen und appellierten an seine moralische Verpflichtung. Nach ungefähr einer Woche war dieser Lebensmittelvorrat aufgebraucht und den Schiffbrüchigen blieb nichts anderes übrig als zu versuchen, sich vom Villenbesitzer etwas zum Essen zu besorgen.