7.5 Die Rolle der Lehrperson in handlungsorientierten Lernsequenzen

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Handlungsorientiertes Lernen in der Schule kommt dem Leben im Erwachsenenalter nahe, in dem wir uns alle ohne Lehrperson oder Coach an unserer Seite zurechtfinden müssen. Die Lehrperson sollte diese große Lernchance bewahren, indem sie nicht zu früh oder zu stark eingreift. Sie agiert eher in der Rolle eines Coach oder Trainers, weniger in der tradierten Rolle des Belehrenden oder Prüfers:

  • Die Lehrperson beobachtet, wie die Lernenden die Probleme angehen, mit denen sie es zu tun haben, und reagiert nicht sofort auf einen Hilferuf. Sie liefert nicht die Lösung, sondern dosiert ihre Unterstützung möglichst sparsam und gibt z.B. einen Hinweis oder vereinfacht die Aufgabe, falls nötig. Doch die Lernenden sollten sich abarbeiten und „quälen“ – wie im realen Leben auch, in der keine Lehrperson in der Nähe ist.
  • Die Lehrperson beobachtet die Lernenden bei der Arbeit, und sie arbeitet mit zwei diagnostischen Perspektiven: dem Lernprozess und dem Ergebnis41. Handlungsorientiertes Lernen ist für die Lehrperson diagnostisch wertvoll, und zwar auch dann, wenn die Lernenden Ergebnisse und Leistungen liefern, die nicht den Erwartungen der Lehrperson entsprechen. Die Lehrperson erhält Hinweise auf das Kompetenzniveau und die Lernbedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler und kann ihre künftigen Lernangebote und Aufgaben daran ausrichten.
  • Die Lehrperson kann auch als Informationsquelle auf Abruf bereit stehen, die einer Gruppe bei einer dringenden Frage Auskunft gibt. Es findet ein Rollentausch statt: Nicht die Lehrperson, sondern die Lernenden entscheiden, wann und zu welchem Thema die Lehrperson einen Input liefert.

41. Siehe auch Teil 2, Einheit 5, Material 3 in diesem Band: Perspektiven und Beurteilungsformen.