Einheit 8: Regeln und Recht

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Welche Gesetze braucht eine Gesellschaft?

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Keine Gesellschaft lässt sich fair und effizient ohne Gesetze regieren, wie auch immer sie ausgestaltet sein mögen. Gesetze erfassen alle Lebensbereiche Situation und grundsätzlich gelten sie für alle Bürger und Bürgerinnen eines Landes, abgesehen von bestimmten Gruppen wie z.B. Kinder, die bis zu einer bestimmten Altersstufe davon teilweise ausgenommen sind.

Eine Möglichkeit Gesetze zu differenzieren, beruht auf der Unterscheidung zwischen Zivil- und Strafrecht. Das Zivilrecht ermöglicht die Beilegung von Streitigkeiten zwischen Individuen und Gruppen von Personen. Das Strafrecht dient dazu, potenzielle Täterinnen und Täter von einem bestimmten Verhalten abzuschrecken oder daran zu hindern.

Gesetze können jedoch niemals perfekt sein. Sie sind von Menschen geschaffen worden und müssen von Zeit zu Zeit verändert werden. Gesetze erweisen sich z.B. als nicht mehr zeitgemäß oder wirkungslos oder auch als unfair gegenüber bestimmten gesellschaftlichen Gruppen.

Das Recht ist stets auch politisch, da Gesetze innerhalb eines politischen Systems entstehen oder verändert werden. In einem demokratischen politischen System ist es wichtig, dass alle Bürgerinnen und Bürger gleichberechtigt zu Gesetzgebungsprozessen öffentlich äußern können. Ebenso wichtig ist es im Sinne des Rechtsstaatsprinzips, dass ein Gesetz für alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen gilt und sich niemand darüber hinwegsetzen kann.

Schließlich müssen Gesetze mit den Menschenrechten übereinstimmen. Die Rückbindung der Gesetze an die Menschenrechte stellt sicher, dass Gesetze fair sind und nicht als Instrumente der Unterdrückung oder Diktatur missbraucht werden können. Die meisten Länder haben das Demokratieprinzip, das Rechtsstaatsprinzip und den Vorrang der Menschenrechte vor der Gesetzgebung in einer geschriebenen Verfassung verankert. Manche Länder haben verfügen über eine besonderes Verfassungsgericht, das darüber überprüfen kann, ob ein Gesetz mit der Verfassung übereinstimmt oder nicht.

Demokratie- und Menschenrechtsbildung

In den nachfolgenden Sequenzen werden die Lernenden

  • das Konzept des Rechts und seine Bedeutung für eine demokratische Gesellschaft besser verstehen;
  • die Hauptfunktion des Rechts begreifen, Menschen zu helfen und die Gesellschaft zu schützen;
  • Respekt und Anerkennung für das Rechtsstaatprinzip entwickeln;
  • mehr über das Rechtssystem in ihrem Land herausfinden.

Einheit 8: Regeln und Recht – Übersicht

Welche Gesetze braucht eine Gesellschaft?

Thema Ziele Aufgaben Medien und Hilfsmittel Methoden

Sequenz 1:

Ein gutes oder ein schlechtes Gesetz?

Die Lernenden können die Kriterien, die ein gutes Gesetz ausmachen, erläutern: Gerechtigkeit, Nutzen, Gemeinwohlorientierung, Umsetzbarkeit, Verständlichkeit.

Die Lernenden erarbeiten aus fiktiven Beispielen für Schulregeln bzw. Gesetze Qualitätskriterien guter Schulregeln bzw. Gesetze.

Die Lernenden abstrahieren von ihren Kriterien Konzepte zur Präzisierung der Qualitätskriterien.

Die Lernenden beurteilen geltende gesetzliche Bestimmungen mit Hilfe der Qualitätskriterien.

Die Lernenden entwerfen eine neue Schulregeln oder gesetzliche Bestimmungen und begründen ihre Notwendigkeit.

Karte mit dem Buchstaben A in grüner bzw. B in roter Schrift, jeweils ein Klassensatz.

Flipcharts und Marker.
Materialien zu gelten gesetzlichen

Bestimmungen und/oder Recherche (Printmedien, netzbasiert).

Lehrerimpulse, Plenumsdiskussion, Lehrgespräch, Gruppenarbeit, angeleitete oder freie Recherche.

Sequenz 2:

Ab welchem Alter?

Die Lernenden kennen die Altersgrenzen, ab denen für sie bestimmte Rechte und Pflichten gelten.

Sie können die Intention des Gesetzgebers beurteilen.

Die Lernenden überprüfen ihr Wissen über die Altersgrenzen, ab denen für sie bestimmte Rechte und Pflichten gelten.

Die Lernenden überprüfen, ob das geltende Recht für junge Leute angemessen ist.

Karte mit dem Buchstaben A in grüner bzw. B in roter Schrift, jeweils ein Klassensatz.
Flipcharts und Marker.
Materialien zu gelten gesetzlichen Bestimmungen und/oder Recherche (Printmedien, netzbasiert).
Drei Poster werden mit A, B und C beschriftet und an verschiedenen Wänden im Klassenzimmer aufgehängt.Handout 8.1 (Klassensatz)Flipchart und Marker für jede Arbeitsgruppe.
Gruppenarbeit, Plenumsdiskussion

Sequenz 3:

Du machst das Gesetz

Die Lernenden können die drei Prinzipien der Strafzwecklehre –Vergeltung, Abschreckung und Besserung der Täter und Täterinnen – erläutern.

Sie können die Zielkonflikte in der Anwendung der drei Prinzipien darstellen und begründen, wie sie die Prinzipien im Jugendstrafrecht gewichten.

Die Lernenden analysieren einen konkreten Fall. Sie wägen die drei Strafzwecke gegeneinander ab, um zu einem gerechten Urteil für einen jugendlichen Straftäter zu kommen. Gruppenarbeit, Präsentation und Diskussion im Plenum. Gruppenarbeit, Präsentation und Diskussion im Plenum.

Sequenz 4:

Regeln der Beweisführung

Die Lernenden können den Begriff und die Bedeutung der Unschuldsvermutung gegenüber nicht überführten Beschuldigten erklären.

Die Lernenden können die Regeln der Beweisführung vor Gericht begründen.

Die Lernenden begründen, welche Aussagen vor Gericht als Beweis anerkannt werden.
Die Lernenden begründen, welche Fragetechniken vor Gericht zulässig sind.
Ein Satz Diskussionskarten (Handout 8.2) pro Arbeitsgruppe. Gruppenarbeit, Plenumsdiskussion.