1.1 Eine neue Form der Teilhabe erfordert einen neuen Bildungsansatz

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Ein Unterrichtsmodell, das Lernen auf das Auswendiglernen eines Lehrervortrags reduziert, ist offenkundig ungeeignet, um jene Form aktiver, informierter und verantwortungsbewusster Teilhabe zu fördern, auf die moderne Demokratien angewiesen sind.

Vielmehr ist ein Bildungsansatz gefordert, der die Lernenden konkret auf die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben vorbereitet. Es geht also praktische ebenso wie theoretische Bildung, die sich auf Probleme der Lebenswirklichkeit einlässt, von denen die Lernenden und ihr kommunales Umfeld betroffen sind. Lernprozesse finden im Unterricht nach Maßgabe der Lehrpläne statt sowie in der Teilhabe am Schulleben.

Die Rolle der aktiven Bürgerin gleicht derjenigen eines aktiven Lerners. Das Konzept konstruktivistischen Lernens unterstützt Lernende und Bürger gleichermaßen bei der Suche nach Lösungen für bisher unbekannte Probleme. In der Schule mag die Lehrperson bereits die optimale Lösung kennen; im Erwachsenenleben werden die Lernenden als Pioniere agieren.

Es bedeutet für die Lehrberufe eine erhebliche Herausforderung, schülerzentrierte Lernangebote bereitstellen zu müssen. Lehrpersonen müssen neue Wissensformen kennen, neue Unterrichtsmethoden entwickeln und neue Formen der Zusammenarbeit – sowohl im Kollegium als auch mit den Lernenden – beherrschen. Ihr Lehr- und Lernangebot muss auf aktuelle Entwicklungen und Probleme fokussieren an Stelle historischsystematischer Kenntnisse, und es umfasst kritisches Denken und Kompetenzentwicklung ebenso wie den Wissenserwerb, kooperatives und gemeinsames Lernen anstatt isolierter Vorbereitung. Die Lehrpersonen folgen keiner zentralisierten Weisung, sondern handeln professionell und autonom. All dies verlangt von uns, unser Konzept des Lernens zu verändern: wir sollten uns Lernen nicht als lehrerzentriert vorstellen, sondern als Prozess der Erfahrung, Teilhabe, Forschung und des Austauschs.

Der traditionell lehrzielorientierte, lehrergesteuerte, vom Schulbuch dominierte und wissensbasierte Bildungsansatz muss abgelöst werden durch einen neuen Bildungsansatz, der das Schülerengagement betont, sich eines breiten Spektrums von Lehr- und Lernmethoden bedient und Kompetenzorientierung einschließt. Zu diesem neuen Ansatz möchte diese EDC/HRE-Handbuchedition einen Beitrag leisten.