Kapitel 1 – Für ein gutes Klassenklima sorgen

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Einführung

Das Bild zeigt Lernende in einem Klassenzimmer. Im Vordergrund links arbeiten ein Junge und ein Mädchen zusammen. Auf dem Tisch liegt ihr Unterrichtsmaterial, u.a. ein Globus. Anscheinend diskutieren sie. Im Hintergrund hält ein Schüler oder vielleicht auch eine Lehrperson einen Vortrag. Rechts im Bild meldet sich ein Mädchen und möchte etwas beitragen oder fragen. Alle Personen im Klassenzimmer konzentrieren sich auf ihre Arbeit und scheinen Spaß daran zu haben. Die Klassenatmosphäre trägt entscheidend zum effektiven Arbeiten und zum Lernertrag bei.

Die folgenden fünf Spiele und Aufgaben können dazu beitragen, ein Klassenklima zu schaffen oder auch wieder herzustellen, in dem sich die Lernenden wohl und sicher fühlen. Dies ist die Grundvoraussetzung für wirksames Lehren und Lernen und erspart zeit- und kraftraubende Störungen. EDC/HRE hat viel mit gutem Unterricht zu tun. Dies gilt nicht nur für die Lernangebote in diesem Kapitel, sondern für alle Beiträge in diesem Buch.

Diese Unterrichtsszenarien wurden jedoch nicht in erster Linie als Instrumente guten Classroom-Managements entworfen. Sie vermitteln eine tiefere, bedeutungsvollere Botschaft. Es dürfte allgemein anerkannt sein, dass die Vermittlung starr vorgegebener, scheinbar zeitloser Wissensinhalte und Einsichten nicht mehr zeitgemäß ist und den Lernenden wenig nutzt. Diese Vorstellung wurde von einem dynamischeren Konzept des lebenslangen Lernens abgelöst, das auf den Erwerb von Kompetenzen fokussiert und die Reproduktion von Merkwissen überwindet. Aus dieser Perspektive betrachtet, wird die Schule als eine Gesellschaft im Kleinen begriffen – als ein Ort, an dem die Lernenden mit Erfahrungen und Problemen konfrontiert werden, mit denen auch Erwachsene zu tun haben. Kinder und Jugendliche sollen den Umgang mit solchen Problemen deshalb bereits in der Schule lernen. Die nachfolgenden Lernangebote unterstützen die Entwicklung dieser Mikrogesellschaft. Die Lernenden können einander besser kennen lernen, ihre Erfahrungen miteinander austauschen und sich auf Regeln für ihre Klasse einigen. Sie können ihr Selbstwertgefühl stärken, ihre Identität in einer Gruppe bestimmen und miteinander zusammenarbeiten. Diese Beiträge eignen sich gleichermaßen für junge und ältere Lernende, und sie bieten Lernchancen für alle Altersgruppen auf ihrem jeweiligen Reflexionsniveau.

Diese Lernangebote machen die Prinzipien von Demokratie und Menschenrechten als Leitideen der Mikrogesellschaft in der Klasse erfahrbar. Das Lernen durch bzw. „im Geist“ von Demokratie und Menschenrechten trägt zu einem positiven und produktiven Klassenklima bei. Es kommt auf den individuellen, persönlichen Beitrag jeder Schülerin und jedes Schülers zur Klassen- und Schulgemeinschaft an, und jede und jeder sollte Interesse und Respekt erfahren. Jede Regel sollte für alle gleichermaßen gelten. Mit anderen Worten: Was ich von Anderen erwarte, können sie auch von mir erwarten. Diese „Goldene Regel“ sollten die Lernenden nicht nur erfahren, sie sollten sie sich durch Reflexion und kritisches Denken auch bewusst machen. Das gilt für das „Lernen durch“ im Allgemeinen. Erfahrungen sozialen Lernens bedürfen der Reflexion, und sie eröffnen einen Weg zum Verstehen von Demokratie und Menschenrechten. In diesem Sinne hängen das Lernen durch und das Lernen über Demokratie und Menschenrechte in EDC/HRE untrennbar zusammen.