Einheit 6: Verantwortung

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Welche Verantwortung haben wir?

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Gesetzliche Verantwortung

Die Bürger und Bürgerinnen eines jeden Staates haben einen Anspruch darauf, ihre gesetzlichen Rechte zu kennen und zu wissen, wie weit ihre gesetzlichen Pflichten und ihre Verantwortung gegenüber dem Staat und ihren Mitbürgern und Bürgerinnen gehen. Die Verantwortung von Bürgerinnen und Bürgern in einer Demokratie wird gelegentlich in drei zentralen Pflichten zusammengefasst: Wählen, Steuern zahlen und das Gesetz befolgen.

Verantwortung bzw. Pflichten gelten oft als die Kehrseite von Rechten. Zum Beispiel bringt das Recht auf freie Meinungsäußerung die Verpflichtung mit sich, auch Anderen dieses Recht zu gewähren. Andererseits verlieren Menschen, die ein Verbrechen begehen, nicht notwendigerweise die Rechte, die sie anderen verweigert haben (etwa im Falle einer Tötung oder Diskriminierung). Ebenso unterliegen Menschen in zahlreichen Fällen auch Verpflichtungen, die nicht auf Gegenseitigkeit beruhen, wie z.B. die Verantwortung der Eltern für ihre Kinder.

Moralische Verantwortung

Zu den wichtigsten Zielen der Demokratie- und Menschenrechtsbildung gehört die Befähigung junger Menschen, in moralischen Kategorien zu fördern. Eine derartige Kompetenz ist die Voraussetzung, dass Bürgerinnen und Bürger kritisch beurteilen können, ob bzw. inwieweit die Gesetze oder die Strukturen ihrer Gesellschaft gerecht sind oder nicht. Aus diesem Grund sollten Lernende in EDC/HRE ermutigt werden, Gesetze, die sie betreffen, auf ihre Funktion und die Absicht der Gesetzgeber zu überprüfen und zu beurteilen, ob diese Gesetze einer Veränderung bedürfen oder nicht.

Lehren und Lernen Verantwortung zu übernehmen

Die Lehrpersonen sollten ihre Schülerinnen und Schüler anregen danach zu fragen, weshalb Menschen mit ihrem Verhalten den Belangen der Gesellschaft dienen und welche Bedürfnisse Menschen haben. Auf diese Weise können Schülerinnen und Schüler lernen, die Bedürfnisse und Rechte anderer Menschen wahrzunehmen. Ebenso bedeutsam ist die Vorbildfunktion der Lehrperson, indem sie den Lernenden die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung demonstriert.

Lernende werden nicht nur durch den Unterricht im Klassenzimmer zu verantwortungsbewussten Bürgerinnen und Bürgern; die Schule sollte es ihnen auch ermöglichen, aus Erfahrung zu lernen. Eine Schule, die Demokratie- und Menschenbildung ernstnimmt, wird daher ihre Lernenden ermutigen, am Leben in der Schule und in der Gesellschaft teilzunehmen, z.B. im Schülerparlament oder in der Schülermitverantwortung.

Demokratie- und Menschenrechtsbildung

In dieser Einheit werden die Lernenden:

  • die unterschiedlichen Formen der Verantwortung untersuchen, die Bürger und Bürgerinnen wahrnehmen;
  • die gesetzliche Verantwortung der Menschen untersuchen;
  • die gemeinsame Wahrnehmung sozialer Verantwortung durchdenken;
  • der Frage nachgehen, weshalb Menschen sich persönlich dafür verantwortlich fühlen, Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen.

Einheit 6: Verantwortung

Welche Verantwortung haben wir?

Thema Ziele Aufgaben Medien und Hilfsmittel Methoden

Sequenz 1:

Verantwortung in der Familie

Die Lernenden erkennen, dass Menschen eine vielfältige Verantwortung tragen und die Verpflichtungen, die sich daraus ergeben, einander widersprechen oder ausschließen können.

Die Lernenden können moralisch begründete Abwägungen vornehmen, um Verantwortungskonflikte zu lösen.

Die Lernenden analysieren das Problem des moralischen Dilemmas und diskutieren über alternative Analyseansätze.

Die Lernenden stellen ihren Ansatz zur Diskussion.

Handout 6.1 „Milan trifft eine Entscheidung“ (Klassensatz)

A4-Bögen

Diskussion in Kleingruppen mit vorbereitender Einzelarbeit

Plenumsdiskussion

Schriftliche Aufgabe (Einzelarbeit)

Sequenz 2:

Warum sollten Menschen das Gesetz befolgen?

Die Lernenden verstehen die Verantwortung, die sich aus dem Gehorsamsanspruch des Gesetzes ergibt.

Die Lernenden können moralische und gesetzliche Verpflichtungen voneinander abgrenzen und verstehen, dass sich aus dem Spannungsverhältnis zwischen ihnen Dilemmata ergeben können.

 

Die Lernenden analysieren ein moralisches Dilemma.

Sie überprüfen die Gründe, dem Gesetz zu gehorchen.

Sie beschreiben und diskutieren Situationen, in denen moralische Verpflichtungen die Pflicht überwiegt, das Gesetz zu befolgen.

Handout 6.2 „Schmitts Dilemma“ (Klassensatz)

Flipcharts in Papierstreifen zerschnitten, Marker, Magnethafter oder Klebestreifen

Wandtafel

Einzelarbeit, Partnerarbeit, Plenumsdiskussion

Induktives Analyseverfahren, Lehrervortrag

Sequenz 3:

Um wessen Problem geht es?

Die Lernenden erkennen, dass Menschen in einer Gemeinschaft gemeinsam für die Lösung sozialer Probleme verantwortlich sind.

Die Lernenden diskutieren, wie die Verantwortung für die Lösung eines konkreten sozialen Problems auf die beteiligten Parteien und Akteure verteilt werden sollte.

Die Lernenden arbeiten mit einem Analyseraster.

Die Lernenden begründen ihren Standpunkt schriftlich (Einzelarbeit).

Handout 6.3 „So kann es nicht weitergehen!“ (Klassensatz).

Wandtafel; ggf. A4-Bögen für Einzel- und Gruppenarbeit.

Angeleitete, strukturierte Analyse.

Einzelarbeit, Gruppenarbeit (Verhandeln und Entscheiden), Plenumsdiskussion mit Lehrerimpulsen.

Schriftliche Transferaufgabe (Einzelarbeit).

Sequenz 4:

Weshalb werden Bürgerinnen und Bürger politisch aktiv?

Die Lernenden verstehen die Motive sozialen Engagements.

Die Lernenden verstehen den Beitrag von NGOs für die Entwicklung und Stärkung der Zivilgesellschaft.

Die Lernenden rekonstruieren eine biographische Darstellung.

Die Lernenden untersuchen die Gründe, weshalb Menschen sich für die Lösung sozialer Probleme engagieren (Ideenaustausch, moralische Urteilsbildung, Aushandeln einer Gruppenposition),

Die Lernenden untersuchen die Rolle von NGOs in der Zivilgesellschaft (Urteilsbildung).

Die Lernenden recherchieren die Arbeit einer NGO oder das soziale Engagement einer einzelnen Person und erarbeiten eine Gruppenpräsentation.

Pro Arbeitsgruppe ein Satz Karten zur Biografie Jelena Santics (Handout 6.4, vor der Sequenz zerschnitten).

Recherchemittel (WLAN-Zugang, Computer, Drucker, Printmedien).

Material für Gruppenpräsentationen, z.B. Flipcharts, Marker

Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Lehrgespräch,

Plenumsdiskussion
Recherche, Gruppenpräsentation.