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Drei Dimensionen der Medienkompetenz

Erste Kompetenzdimension: Medienbeurteilung

Die Beurteilung der Medien kann am altgriechischen Verb κρινειν (krinein) orientieren, dass zunächst „unterscheiden“ bedeutete und sich auf den Prozess der permanenten Aneignung und Reflexion von Wissen und Erfahrung bezog.

Medienbeurteilung beruht erstens auf der Teilkompetenz der Medienanalyse. Die analytische Dimension der Medienbeurteilung setzt die Kompetenz voraus, Entwicklungen in der Gesellschaft wahrzunehmen und zu verstehen z.B. den Prozess der zunehmenden Konzentration oder Monopolisierung in der Medienwirtschaft, der die Funktion und Rolle der Medien in einer demokratischen Gesellschaft gefährden kann. Im Falle der Medienkonzentration ist es daher wichtig zu wissen, wer alleiniger oder Mehrheitseigner welcher Zeitung ist und welche Mediengattungen von einem Unternehmen kontrolliert werden. Dabei müssen wir berücksichtigen, dass Medienunternehmen kommerziell betrieben werden und einen Profit erwirtschaften müssen. Mit der Ausnahme öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten sind klassische und digitale Medien gleichermaßen von den Einnahmen aus dem Werbegeschäft abhängig.

Ob es uns gefällt oder nicht, die zunehmende globale Interdependenz unserer Lebenszusammenhänge bewirkt, dass wir in steigendem Maße auf die Medien angewiesen sind. Medienanalysen befähigen uns, Entwicklungen im Medienbereich kritisch zu beurteilen – differenzieren zu können –, so dass wir unsere Medienkompetenz angemessen einsetzen können.

Die Kompetenzdimension der Medienbeurteilung umfasst zweitens die Teilkompetenz der Reflexion bzw. Selbstreflexion. Sie bedeutet, dass wir fähig sein sollten, unser analytisches Potenzial und unser Wissen auf uns selbst und unser Handeln zu beziehen.

Zu den Teilkompetenzen der Analyse und Reflexion kommt eine dritte hinzu: die ethisch begründete Anteilnahme am Leben anderer Menschen. Sie stellt die Balance her zwischen analytischem Denken und Selbstreflexion und verknüpft sie mit der Perspektive sozialer Verantwortung.

Zweite Kompetenzdimension: Medienkenntnis

Die zweite Dimension der Medienkompetenz umfasst die Kenntnis der „reinen“ Fakten über Medien und Mediensysteme. Diese Dimension kann in zwei Teilkompetenzen ausdifferenziert werden:

Die erste Teilkompetenz der Medienkenntnisse beinhaltet Grundkenntnisse, z.B. wie Journalisten und Journalistinnen arbeiten, welche unterschiedlichen Programme Rundfunk und Fernsehen anbieten, Gründe für die Präferenzen der Fernsehzuschauer oder wie sich ein Computer auf die Bedürfnisse der Nutzer und Nutzerinnen abstimmen lässt.

Die zweite Teilkompetenz der Medienkenntnis umfasst die Fähigkeit, neue Geräte zu nutzen, ohne die Gebrauchsanleitung lesen zu müssen.

Diese Kompetenz entwickelt sich durch „learning by doing“ – z.B. wie man mit einem Computer oder Digitalkamera umgeht oder im Internet navigiert.

Dritte Kompetenzdimension: Mediennutzung

Auch die Kompetenz der Mediennutzung umfasst zwei Teilkompetenzen:

Erstens die Kompetenz, Medienprodukte zu nutzen, d.h. Medienerzeugnisse zu rezipieren und zu konsumieren. Das Fernsehen z.B. ist ein aktiver Vorgang, in dem wir das Gesehene verarbeiten und in unsere kognitiven Strukturen und unser Bildrepertoire integrieren. Diese rezeptive Kompetenz benötigen und entwickeln wir beim Lesen eines Textes (gedruckt oder digital übermittelt) oder dem Betrachten eines Films.

Zweitens die Kompetenz der Nutzung von Mediengeräten. Diese Teilkompetenz umfasst die Nutzung – überwiegend digitaler – Medien zur sozialen Interaktion: Soziale Netzwerke, E-Mails, Texten, online-Banking oder Shopping, Video- und Telefonkonferenzen, Kommunikations- und Konferenzportale, analoge und digitale Fotografie und Videoproduktion. Digitale Medien geben allen Nutzern und Nutzerinnen die Möglichkeit, Medieninhalte nicht nur zu rezipieren, sondern auch in die Autorenrolle zu schlüpfen und Inhalte zu produzieren und zu veröffentlichen. Die Auswirkungen auf die Öffentlichkeit demokratischer Systeme sind noch nicht absehbar (vgl. den Hinweis auf den „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ in der Einleitung.)