Einheit 9 (Sekundarstufe I, 3. Klasse) – WARUM MÜSSEN WIR REGELN BEFOLGEN?

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A. Grobplanung

 

Schlüsselfrage/Thema

Schlüsselaktivität

Material

Vorbereitung

Die Schüler/innen sammeln Informationen zu einem Fall, in dem eine Schulregel zuerst gebrochen und dann angewendet wurde.

Individuelle Arbeit: Sammlung von Informationen.

Kleiner Fragebogen.

Sequenz 1

Ein Schüler/eine Schülerin in Schwierigkeiten (Fallstudie).

Gruppenarbeit: einen Fall analysieren.

Arbeitsblatt für eine Fallstudie.

Sequenz 2

 

Warum hat eine Schule Regeln?

 

Gruppenarbeit: die Schulregeln werden aus der Optik der Kinderrechte überprüft
Hausaufgaben: Welche Regeln bestimmen unser tägliches Leben?

Flipchart und Arbeitsblatt: «Warum hat eine Schule Regeln?»
Kopien der Schulregeln
Arbeitsblatt: Welche Regeln müssen wir im Laufe eines Tages befolgen?

Sequenz 3

Wo im Leben sind Regeln nötig?

Gruppenarbeit: Wer «erfindet» informelle Regeln und wer sorgt für ihre Einhaltung?

Sequenz 4

 

Wer soll Gesetze erlassen können? (Regeln für das Erlassen von Gesetzen)

Gruppenarbeit: Welche Regeln stellen sicher, dass Gesetze fair sind?

 

Weiterführende
Aktivitäten

Weiterführendes Gespräch mit dem/der Schulleiter/in oder dem/der pädagogischen Berater/in.

 

 

 

B.   Hintergrund und Lernziele

Ein wichtiges Prinzip aller unserer Einheiten zu den Kinderrechten lautet «Aus der Erfahrung lernen – aus Beispielen lernen». Dies gilt auch für den Bereich von Schulregeln und Gesetzen. Schule ist Leben, ist ein kleines Abbild der Gesellschaft – und Schulregeln verfolgen ein ähnliches Ziel wie Gesetze in der politischen Gemeinschaft, d.h. sie dienen der Gemeinschaft und letztlich dem Schutz der Menschenrechte.

Eingehender betrachtet, ergeben sich folgende Parallelen, aber auch Unterschiede zwischen Schulregeln und Gesetzen auf der Ebene der politischen Gemeinschaft:

Parallelen:

  • Eine Gemeinschaft kann nicht überleben, wenn ihre Mitgliedern sich nicht an die Vereinbarung halten, gegebene Gesetze zu befolgen.
  • Gesetze schützen die Schwächeren. Gesetze sind dazu da, die Menschen- und Kinderrechte durchzusetzen.
  • Gesetze sollten nur im Ausnahmefall Anlass für Sanktionen werden. Sie funktionieren nur, wenn sie im Allgemeinen verstanden und akzeptiert werden. Deshalb müssen Gesetze fair sein.

Unterschiede:

  • Gesetze erlassen und anwenden heisst Macht ausüben. Macht muss kontrolliert werden. Deshalb müssen sich Gesetze an die Prinzipien der Menschenrechte halten. So muss auch die Macht, Gesetze zu erlassen und anzuwenden, in einer demokratischen Gemeinschaft geteilt und kontrolliert werden. Im Falle der Ebene der politischen Gemeinschaft ist genau geregelt, welche Behörde auf welcher Ebene Gesetze oder Verordnungen erlassen darf.
  • Innerhalb der Schulgemeinschaft liegt die Verantwortung für die Definition und Anwendung von Schulregeln grossteils bei der Schulleitung und dem Lehrerkollegium. Doch sollten auch Schulregeln, genau so wie Gesetze in einer Gemeinschaft, im Hinblick auf Kinderrechte diskutiert und ihre Notwendigkeit von den Schüler/innen verstanden und geschätzt werden.

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Zum didaktischen Ansatz dieser Einheit: Die Lektionen bzw. Sequenzen sind nach dem Muster von konzentrischen Kreisen aufgebaut. Sequenz 1 analysiert einen Fall von Regelverletzung in der Schule und zeigt, wie die Regel dann zur Anwendung kommt. Sequenz 2 beschäftigt sich mit der Frage, welchen Zweck Schulregeln erfüllen. Sie bietet auch die Antworten dazu, nämlich dass die Schule gewisse Kinderrechte erfüllen muss und dass Schulregeln wichtig für das Funktionieren einer Schule sind. Sequenz 3 geht über die Schulerfahrung hinaus und schaut Regeln in anderen Lebensbereichen an. Sequenz 4 schliesslich befasst sich mit der Unterscheidung zwischen Regeln und Gesetzen und stellt die Frage, wer die Macht haben sollte, Gesetze zu erlassen.

C.   Schlüsselfragen für die Reflexion der neunten Einheit

Kinderrechte erleben

Kinderrechte kennenlernen

Kinderrechte umsetzen

Lehrperson

Wie wurde den Prinzipien der Kinderrechte im Klassenzimmer und in der Schulgemeinschaft Rechnung getragen?

Was wissen die Kinder jetzt über Kinderrechte?

Lernen, wie man ausserhalb der Schule aktiv etwas unternehmen kann: Was haben die Schüler/innen für ihre Zukunft gelernt?

Die Schüler/innen lernen, mit der ungleichen Verteilung von Macht umzugehen. Sie nehmen ihre Rechte wahr, finden aber auch heraus, dass sie an Grenzen stossen.

Kinderrechte sind Teil des öffentlichen Rechts und damit verbindlich für alle. Trotzdem sind sie nirgends auf der Welt vollständig umgesetzt worden.

Die Schüler/innen haben wichtige Erfahrungen gemacht, um in der Zivilgesellschaft und als Stimmbürger/innen auch bei Schwierigkeiten nicht gleich aufzugeben..

Schüler/innen

Wie habe ich Kinderrechte im Unterricht erlebt?

Was habe ich über Kinderrechte gelernt?

Was kann ich jetzt aktiv unternehmen?

Ich habe gelernt, den mühsamen Verhandlungsprozess der Erarbeitung von Rechten und Pflichten durchzustehen. Ich habe gelernt, mit Frustrationen und Niederlagen umzugehen.

Ich weiss, dass Rechte und Pflichten zwingend zum Zusammenleben gehören. Ich weiss auch, dass die Kinderrechte ein Teil davon sind.

Ich kann wissensgestützt und kriterienorientiert über Rechte und Pflichten diskutieren. Ich wage, ein solches Gespräch auch mit Autoritätspersonen zu führen und kann sowohl argumentieren als auch zuhören.

 

D. Feinplanung

Vorbereitung vor Sequenz 1

Ungefähr eine Woche vor der ersten Sequenz erteilt die Lehrperson den Schüler/innen folgende Aufgabe: Sammelt Informationen zu einem möglichst aktuellen Fall, in dem Schulregeln übertreten wurden und ein Schüler/eine Schülerin verwarnt oder bestraft wurde (es soll sich möglichst um einen Fall aus unserer Schule oder Gemeinde handeln, erlaubt sind aber auch Recherchen im weiteren Rahmen). Macht euch Notizen dazu, die ihr gemäss folgendem Fragekatalog strukturiert:

Ein Verstoss gegen die Schulregeln: Schlüsselfragen

  1. Was ist passiert?
  2. Wer ist involviert/betroffen?
  3. Welche Bestrafung, wenn überhaupt wurde angewendet?

Sequenz 1: Ein Schüler/eine Schülerin in Schwierigkeiten (Fallstudie)

Einstieg (die Schüler/innen sitzen für die Gruppenarbeit an Tischen): Bezug zur obigen Aufgabe. Einige Schüler/innen berichten der Klasse von den Ergebnissen ihrer Recherchen. Einigung auf einen «Fall», dem man vertieft nachgehen möchte (möglichst Fall aus dem näheren Umfeld, zu dem Kontextwissen vorhanden ist und möglichst wenig spekuliert werden muss).

Diskussion/Klassengespräch: Die Klasse versucht, das zugrundeliegende Problem zu er-kennen. Dazu muss sie auf die betreffende Schulregel zurückgreifen und diese auch interpretieren. Die Lehrperson lädt die Schüler/innen ein, ihre Kommentare zum Fall abzugeben (evtl. zuerst kurz schriftlich Notizen machen, dann erst mündlich). Je nach Fall werden die Ansichten auseinandergehen oder die Schüler/innen werden sich einig sein (z.B. «Es war richtig zu handeln.» oder «Ich finde die Strafe war ungerecht/zu hart.»). Abschliessend bittet die Lehrperson eine/n Schüler/in, die Kommentare aus der Klasse zusammenzufassen. Résumé seitens der Lehrperson: Wenn man an der Oberfläche eines Falles kratzt, kommen oft ziemlich komplexe Probleme zum Vorschein, die genauer untersucht werden müssen, um die Angelegenheit in allen Facetten zu verstehen.

Die Lehrperson verteilt das folgende Arbeitsblatt, welches mit Bezug auf den besprochenen Fall in den Gruppen (ca. 4 Schüler/innen) zu diskutieren und zu bearbeiten ist.

Fallstudie: ein Schüler/eine Schülerin in Schwierigkeiten

1. Was ist geschehen?
2. Wer hat den Fall entdeckt oder gemeldet?
3. Wer ist davon betroffen?
4. Was ist das Problem? Warum gibt es zu diesem Thema überhaupt eine Schulregel; was könnte ohne Regel gefährdet sein?
5. Welche Schulregel/n wird/werden in diesem Falle angewendet?
6. Welche Bestrafung wurde angewendet?
7. Welche Auswirkungen hat die Bestrafung auf den Schuldigen und auf die anderen Schüler?
8. …

Falls nötig, kann das Arbeitsblatt natürlich im Plenum angepasst und ergänzt werden.

Zum Vorgehen: Die Gruppe bestimmt zunächst einen/n Sprecher/in und teilt evtl. weitere Rollen zu (Zeitmanager/in usw.). Sodann tauschen sich die Gruppenmitglieder über den Fall aus, halten ihre Informationen auf den Arbeitsblättern fest und diskutieren im Besonderen Fragen 4 und 7, weil diese zum Kern des Problems vorstossen.

Rest der Zeit: Die Gruppe eignet sich auf Form und Inhalt der Antworten zu Fragen 4 und 7, wie sie der/die Gruppensprecher/in in der nächsten Sequenz präsentieren wird.

Sequenz 2: Warum hat eine Schule Regeln? (Dauer ca. 1 1/2 Lektionen)

Präsentationen, dann Diskussion/Klassengespräch zum Auftrag der letzten Sequenz: Die Gruppensprecher/innen präsentieren der Reihe nach die Antworten zu den Fragen 4 und 7; anschliessend Diskussion. Impulse:

  • In welchen Punkten stimmten die Gruppen überein, wo ergaben sich Unterschiede?
  • Was gefiel mir, wo stimme ich überein; was störte mich nicht, scheint mir unakzeptabel, warum?

Anzunehmen ist, dass die Schüler/innen (evtl. unterstützt durch die Lehrperson) zu folgenden Erkenntnissen kommen: Wir alle geniessen grundlegende Menschen- und Bürgerrechte. Diese müssen auch in der Schule respektiert werden. Damit die Schule diese Rechte einhalten kann, müssen gewisse Bedingungen erfüllt sein. Zusammenfassend: Eine Schule ist ein Ort, wo viele verschiedene Leute sich treffen und zusammenarbeiten. Dazu braucht es Regeln. Dies bedeutet u.a. auch, dass Lektionen pünktlich anfangen und enden und dass zu diesen Zeitpunkten alle, sowohl Lehrpersonen als auch Schüler/innen, im Klassenzimmer anwesend sein müssen. Darüber hinaus ist die Schule für wichtige Rechte der Kinder und Jugendlichen direkt verantwortlich, in erster Linie natürlich für das Recht auf Bildung.

Input und Diskussion spezifisch zum Recht auf Bildung: Wo ist dieses Recht überhaupt festgehalten worden?

Diskussion, sinnvollerweise ergänzt um einen kurzen Vortrag der Lehrperson zu den Kinderrechten und ihrer Bedeutung auch für das Schulleben. Als Unterlage dient dazu das folgende Arbeitsblatt für die Schüler/innen, das zugleich vergrössert z.B. als Flipchart oder auf dem Projektor greifbar ist:

Warum hat eine Schule Regeln?

Rechte von Kindern und Jugendlichen (Konvention von 1989)

Welche Regeln an unserer Schule schützen diese Rechte?

Artikel 13

Meinungsfreiheit

Artikel 14

Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit

Artikel 24:

Schutz der Gesundheit

Artikel 28

Recht auf Bildung, einschliesslich Zugang zur höheren Bildung und Massnahmen, um den regelmässigen Schulbesuch zu gewährleisten

Artikel 31

Das Recht des Kindes auf Erholung und Freizeit

Artikel 33

Schutz vor Drogen

Artikel 37

Schutz vor Misshandlungen

Input und Gesprächsrunde zum Thema «Die Schulregeln aus der Perspektive der Kinderrechte betrachtet: Warum sind diese Regeln aufgestellt worden?»

Die Lehrperson schreibt das Thema dieser Runde an die Wandtafel: «Warum hat eine Schule Regeln?». Sie verteilt jedem Schüler/jeder Schülerin eine Kopie der im betreffenden Schulhaus oder -zimmer geltenden Regeln (Klassenregeln und/oder Hausordnung), einen Filzstift und ein Flipchart-Blatt. Sie erklärt der Klasse die Aufgabe:

  • Bildet Vierergruppen. Zuerst arbeitet jede/r für sich. Lest die Schulregeln. Versucht, wo immer möglich, eine Verbindung zwischen den Regeln und den Kinderrechten herzustellen.
  • Dann arbeitet ihr im Team. Tauscht eure Ideen aus und versucht euch zu einigen, welche Schulregeln welchen Kinderrechten dienen. Haltet eure Resultate schriftlich fest.
  • Nehmt das Arbeitsblatt «Warum hat eine Schule Regeln?» und ordnet den dortigen Artikeln der Kinderrechtskonvention die entsprechenden Regeln aus unserer Klassen- oder Hausordnung zu.
  • Wählt zwei Personen als Gruppensprecher/innen aus, die eure Ergebnisse vortragen.

Präsentation der Ergebnisse in der Klasse, wobei die Antworten natürlich logisch begründet werden müssen.

Schlussrunde; Rückbezug zur Frage an der Wandtafel: Warum hat eine Schule Regeln? (Eine zusammenfassende Antwort könnte lauten: Schule entspricht dem Recht jedes Kindes und jedes Jugendlichen auf Bildung. Schulregeln sind dazu da, dass die Schule reibungslos funktionieren und ihren Zweck effektiv erfüllen kann.)

Aufgabe 1, die evtl. als Abschluss der Sequenz noch in der Schule erledigt werden kann: Schreibt als Zusammenfassung des Gelernten einige Sätze a) zum Stichwort «(Eine Schule) ohne Regeln…» und b) zur Frage «Warum hat die Schule Regeln?».

Aufgabe 2 (Hausaufgabe; als Arbeitsblatt separat oder auf der Rückseite des vorherigen Arbeitsblattes kopiert):

Ein ganzer Tag voller Regeln!

Wähle einen Wochentag aus. Schreibe an diesem Tag Tagebuch und notiere alle Regeln, die du beachten musstest oder einfach beachtet hast (auch alle ungeschriebenen Regeln!).

Schaue dir Regeln an, die dir sagen, wie du dich verhalten oder was du tun musst, z.B.

  • wenn du mit deiner Familie zu Hause bist,
  • wenn du Kolleg/innen triffst,
  • wenn du etwas in einem Geschäft kaufst,
  • wenn du dich in der Stadt bewegst,
    etc.

Überlege, welche Regeln als formelle Regeln festgehalten sind und welche als ungeschriebene, informelle Regeln gelten. Schulregeln sind zum Beispiel formelle Regeln. Regeln die uns sagen, wie wir uns am Tisch, mit unserer Familie oder unseren Freunden benehmen müssen, sind informelle Regeln.

 

Zeit

Regel

Formell/informell

07.00

08.00

09.00

10.00

11.00

12.00

13.00

14.00

15.00

16.00

17.00

18.00

19.00

20.00

21.00

22.00

 

Sequenz 3: Wer macht die Regeln im Leben?

Die Lehrperson bittet einige Schüler/innen, als Expert/innen eine Passage aus ihren Hausaufgaben (siehe oben) vorzulesen, wobei sowohl formelle als auch informelle Regeln angesprochen werden sollen.

Die Lehrperson wählt aus den Beiträgen zwei Beispiele aus und füllt sie in eine vorbereitete Tabelle an der Wandtafel. Beispiel:

Art der Regel

Inhalt

Ausgearbeitet von …

Umgesetzt/angewendet von …

Formelle Regel (z.B. ein Gesetz)

Es ist verboten, die Strasse zu überqueren, wenn die Ampel auf rot steht.

Informelle Regel

Du darfst am Tisch nicht rülpsen.

Die Schüler/innen werden gebeten, ihre Gedanken zu den beiden leeren Rubriken sowie zu Sanktionen im Falle des Regelverstosses zu äussern. (Die Verkehrsregel, bzw. das entsprechende Gesetz wird sich als einfach verständlich erweisen: Es wird vom Verkehrsministerium als Entwurf erlassen und vom Parlament (Legislation) in Kraft gesetzt. Die Polizei und falls nötig das Gericht setzen das Gesetz um, z.B. mit Strafzetteln. Schwieriger (vielleicht für die Diskussion aber auch interessanter) ist es mit dem ungeschriebenen Gesetz, bei Tisch nicht zu rülpsen; zugleich sind die Sanktionen hier familien- und kulturspezifisch. Nicht fehlen sollte ein Verweis auf den Knigge als halboffizielles «Gesetzeswerk» für Benimmfragen.) – Die Informationen werden in der Tabelle ergänzt.

Bildung von Vierer- oder Fünfergruppen. Auftrag: Tauscht euch über die Beispiele von informellen Regeln auf euren Arbeitsblättern aus, findet heraus, wie die Einhaltung dieser Regeln durchgesetzt wird und wie Verstösse sanktioniert werden. Zusatzimpuls: Gibt es geschlechtsspezifische Regeln, Normen oder gar Gesetze?

Zusammentragen der Ergebnisse im Plenum. Mögliche Schwerpunkte der Diskussion:

  • Art und Stellenwert von ungeschriebenen Regeln in der Peergroup, Beispiele.
  • Wer definiert oder modifiziert ungeschriebene Regeln und die Sanktionen bei Verstoss?
  • Geschlechtsspezifische ungeschriebene Regeln.
  • Was haben wir für Möglichkeiten, Regeln zu definieren oder zu modifizieren, wo können wir mitbestimmen?

Sequenz 4: Wer soll Gesetze erlassen dürfen? (Regeln für das Erlassen von Gesetzen)

Eröffnung mit einer Rückschau auf die Ergebnisse der letzten Sequenz, bei welcher es um formelle und informelle Regeln und Gesetze ging. Heute werden wir genauer analysieren, wie Gesetze entstehen bzw. entstehen sollten.

Einstiegsimpuls: Als «Beispiel» für ein Gesetz zeigt die Lehrperson das folgende Gesetz (an der Wandtafel oder am Projektor):

§1   Alle im April geborenen Männer müssen keine Steuern zahlen.

Diskussionsrunde. Mögliche Erkenntnisse, die nach einer Runde der freien Assoziationen erarbeitet werden sollten:

  • Dieses Gesetz ist ungerecht, weil es das Prinzip der Nichtdiskriminierung verletzt.
  • Es diskriminiert verschiedene Gruppen (nicht im April Geborene, alle Frauen).
  • Es dient vor allem dem Interesse einer kleinen Gruppe von Leuten, nämlich im April geborenen Männern.
  • Gesetze müssen dem Wohl aller dienen. Diese Art von Gesetzen muss deshalb vermieden werden.
  • Ungerechte Gesetze können in einer Gesellschaft Konflikte entfachen und sie sogar zerstören.

Bildung von Vierer- oder Fünfergruppen; Aufgabe: Diskutiert, welche Regeln und Prinzipien notwendig sind, um sich vor einer ungerechten Legislation schützen zu können. Einigt euch für die darauffolgende Präsentation auf maximal drei Schlüsselelemente.

Präsentation, Diskussion, Vergleich im Plenum.

Wer erlässt eigentlich in unserem Land die Gesetze? Zusammentragen des Vorwissens der Schüler/innen; zusammenfassender Input/Kurzvortrag seitens der Lehrperson. (Kernpunkte: Die Verfassung beinhaltet die Menschenrechte mit den Prinzipien der Gleichheit und der persönlichen Freiheit. Sie enthält auch einen Abschnitt, der definiert, wer Gesetze erlassen kann: In den meisten Staaten ist dies eine Gruppe von Abgeordneten, die durch einen Mehrheitsentscheid Gesetze verabschiedet. Diese Abgeordneten müssen gewählt werden und unterstehen deshalb der Kontrolle der Bürger/innen. Über gewisse Gesetze wird auch direkt an der Urne abgestimmt.)

Evtl. abschliessende Diskussion mit Rückblick auf das in dieser Einheit Gelernte und Ausblick auf das Leben als junger Erwachsener in einer von Gesetzen und Normen geprägten Gesellschaft.