EINHEIT 9: Medien und Öffentlichkeit

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Einheit 9: Basiskonzept „Medien und Öffentlichkeit“ (Sekundarstufe II)
Meinungsfreiheit im Netz für alle – unsere Chancen, unsere Verantwortung

Information für Lehrpersonen

1. Der Beitrag von EDC/HRE zur Medienbildung

Die digital vernetzte Öffentlichkeit ist eine Herausforderung für die Demokratie: einerseits versetzt sie alle Nutzerinnen und Nutzer in die Rolle potenzieller Autorinnen und Autoren. Sie bietet ihnen damit neue, deutlich erweiterte Chancen zur demokratischen Teilhabe, erzeugt jedoch andererseits auch Probleme: Nutzerinnen und Nutzer droht die „neue Unübersichtlichkeit“ der Netzbeiträge zu überfordern und die Entstehung abgeschotteter Teilöffentlichkeiten zu fördern, die der demokratischen Öffentlichkeit verloren gehen. Der Ton im Internet wird zahlreichen Berichten zufolge schärfer, die emotionale Wucht nimmt zu (Stand 2021; mehr dazu im Handout 9.1 für Lehrpersonen).

Die Medienbildung in EDC/HRE kann die Lernenden befähigen, mit die Chancen der digitalen Kommunikationsmedien zu nutzen und die damit einhergehenden Probleme zu bewältigen, indem sie folgende Kompetenzen und Einstellungen fördert:

  • Medienkompetenz (media literacy) in der Rezipientenrolle (Dekonstruktion von Netzbeiträgen) und in der Autorenrolle (Konstruktion von Netzbeiträgen);
  • Werte und Einstellungen, auf die eine demokratische Streitkultur angewiesen ist;
  • die Bereitschaft, Verantwortung für die veröffentlichten Beiträge im Netz zu übernehmen.

Diese Einheit wurde im Frühjahr 2021 konzipiert. Es ist zu erwarten, dass die digitale Kommunikation sich mit großer Dynamik weiter entwickeln wird. Die Lehrperson muss daher gemeinsam mit den Lernenden die Einheit aktualisieren und an die Erfahrungen aller Beteiligten anpassen.

2. Zur Konzipierung der Einheit

Die Einheit verfolgt folgende Zeile im Bereich der digitalen Medienbildung:

  • Die Lernenden können Netzbeiträge, ihre Autorinnen und Autoren sowie ihre Quellen kritisch überprüfen (Dekonstruktion von Netzbeiträgen).
  • Sie können ihre eigenen Netzbeiträge auf inhaltliche Stimmigkeit und Quellennachweise überprüfen und den Zweck, den sie mit dieser Nachricht verbinden reflektieren – d.h. sich Zeit lassen, ehe sie eine Nachricht im Netz veröffentlichen (Konstruktion von Netzbeiträgen).
  • Sie können sich mit kognitiven Dissonanzen auseinandersetzen, und Nichtwissen bzw. Nichtverstehen aushalten.
  • Sie respektieren Andersdenkende und erwarten Respekt auch für ihre eigene Person.
  • Sie sind bereit, sich mit den Ideen, Argumenten, Wertvorstellungen und Zielen Andersdenkender auseinander zu setzen.
  • Sie sind bereit, sich in die Perspektiven der Autorinnen und Autoren bzw. der Empfängerinnen und Empfänger hineinzuversetzen.
  • Sie sind bereit, die möglichen Reaktionen, Auswirkungen und Folgen, die ihre Beiträge hervorrufen können, zu bedenken (Verantwortung).

Der Aufbau der Einheit lässt sich wie folgt umreißen:

Die Einheit ist als Kurzprojekt angelegt: Die Lernenden analysieren einen Netzbeitrag und trainieren den Umgang mit Kriterien zur Dekonstruktion. Alle Gruppen setzen sich mit dem gleichen Beitrag auseinander, um ihre Ergebnisse vergleichen zu können (exemplarischer Zugang).

Im nächsten Schritt entwerfen die Arbeitsgruppen einen eigenen Beitrag zur Veröffentlichung im Netz. Sie teilen ihre Entwürfe im Plenum und geben sich gegenseitig Feedback.

Abschließend reflektieren sie ihre Projekterfahrung, insbesondere die Notwendigkeit, sich der Mühe der sorgfältigen Dekonstruktion und Konstruktion von Netzbeiträgen zu unterziehen, und die Entschleunigung, die die diese Verfahrensweise bewirkt. Falls sie es wünschen, klären die Lernenden in einem Planungsgespräch, ob sie in einem Anschlussprojekt ihre Autorenrolle im Netz erproben wollen.

Kompetenzentwicklung: Die Verknüpfung mit den anderen Einheiten dieses Bandes

Inhalt der Matrix

Der Titel dieses Lehrerhandbuchs – Teilhabe an der Demokratie – fokussiert auf die Kompetenzen der aktiven Bürgerin und des aktiven Bürgers in der Demokratie. Die nachfolgende Matrix zeigt potenzielle Synergien zwischen den verschiedenen Sequenzen in diesem Band. Die grau unterlegte Zeile enthält die Kompetenzen, die in der vorliegenden Einheit 9 (Medien und Öffentlichkeit) trainiert werden. Die nachfolgenden Zeilen verweisen auf jene Sequenzen in diesem Band, in denen die Lernenden Kompetenzen trainieren, die mit denen in dieser Einheit zusammenhängen. Die stark eingerahmte Spalte hebt die politischen Entscheidungs- und Handlungskompetenzen hervor, die von besonderer Bedeutung sind für die Teilhabe an demokratischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen.

Funktion der Matrix

Die Lehrperson kann die Matrix als Planungsinstrument für Demokratie- und Menschenrechtsbildung in unterschiedlicher Weise einsetzen:

  • Die Matrix liefert Kriterien für die Auswahl einer Einheit unter dem Gesichtspunkt, welche Kompetenzen vorrangig trainiert werden sollen, insbesondere dann, wenn nur wenig Zeit zur Verfügung steht. Im Falle der Einheit 9 geht es primär um die sorgfältige Urteilsbildung bei der Rezeption und Produktion von Beiträgen im Internet sowie die Bereitschaft, Verantwortung für Entscheidung zu übernehmen.
  • Diese Synergien lassen sich umgekehrt auch zur Konstruktion von Transferschleifen verwenden. Die Lehrperson kombiniert also jene Einheiten, die ein intensives Training bestimmter Kompetenzen ermöglichen.
Einheiten Dimensionen der Kompetenzentwicklung Einstellungen und Werte
Analyse- und
politische
Urteilskompetenz
Erkenntnisziele
Methoden und Fertigkeiten TEILHABE AN DER DEMOKRATIE
Politische Entscheidungs- und Handlungskompetenz
9 Medien und Öffentlichkeit Kriteriengeleitete Urteilsbildung: Kritische Analyse von Netzbeiträgen und Quellen; kritische Analyse eigener Beiträge

Eigenverantwortliches Arbeiten imProjekt Konstruktives Feedback

 

Medienkompetenz (media literacy): Informations- und
Meinungsfreiheit im Netz (selbst) kritisch und verantwortungsbewusst wahrnehmen
Die Adressaten-Perspektive einnehmen Affektkontrolle
2 Verantwortung Die Folgen von Entscheidungen und Handlungen abschätzen; Nichtwissen aushalten. Eigene Beiträge vor der
Veröffentlichung
sorgfältig prüfen und reflektieren
Bereitschaft, mögliche Reaktionen und Folgen, die ihre Netzbeiträge hervorrufen können, zu bedenken. Bereitschaft zum
Perspektivenwechsel.
3 Pluralismus und Vielfalt Das Komplexitätsproblem der Demokratie verstehen. Politische Streitkultur in der Schule praktizieren und einfordern

Wechselseitige

Anerkennung

8 Recht und Freiheit Informations- und
Meinungsfreiheit als elementare Teilhaberechte verstehen und
wertschätzen.
Freiheitsrechte
verantwortungsvoll wahrnehmen
Die Grenzen der persönlichen Freiheit anerkennen, um Allen Freiheit zu ermöglichen.

Einheit 9: Meinungsfreiheit im Netz für alle – unsere Chancen, unsere Verantwortung

Thema Kompetenzen,
Erkenntnisziele
Aufgaben Ressourcen /
Material
Methode

Sequenz 1

Wie beurteilen wir diesen Netzbeitrag?

Die Lernenden können einen Netzbeitrag kriteriengestützt beurteilen (Urteilskompetenz).

Alle, die das Netz nutzen, sind potenziell Autoren und Autorinnen.

Die Lernenden
entwerfen ihre Netiquette-Regeln.

Die Lernenden
beurteilen einen
Beitrag im Netz.

Handout 9.1, netzfähige Hardware, Zugang zum Internet

Ein oder zwei
ausgewählte
aktuelle Beiträge im Netz

Plenumsdiskussion

Aufgabeninstruktion

Projektarbeit

Sequenz 2

Wir entwerfen einen Beitrag für das Internet

Die Lernenden können ihre Entwürfe ihre Netzbeiträge kritisch überprüfen (inhaltliche Stimmigkeit, Wahl des Formats, Adressatenorientierung, Aussageabsicht und Zweck des Beitrags, Einhaltung der Netiquette)

Die Lernenden entwerfen einen Beitrag für die Veröffentlichung im Netz.

Sie reflektieren ihre beabsichtigte Botschaft und überprüfen ihren Entwurf anhand der Anforderungen einer demokratischen Streitkultur.

Handout 9.1 – 9.3

Netzfähige Hardware (Notebooks oder Tablets)

Zugang zum Internet
Geschützte Online-Plattform zum sicheren Austausch von Informationen in der Klasse

Projektarbeit

Sequenz 3

Welchen Kriterien sollten unsere Beiträge im Netz genügen?

Urteilskompetenz (vgl. Sequenz 1)

Die Lernenden können Anderen
konstruktiv

Feedback geben.

Anhand der Checkliste die Teams beurteilen gegenseitig ihre Beiträge.

Sie geben einander Feedback im
Plenum.

Sie diskutieren, ob und in welcher Form sie ihre Entwürfe veröffentlichen
wollen.

Die Entwürfe der Gruppen für einen Beitrag im Netz

Drucker, Papier A4

Handouts 9.1 – 9.3

Notebooks oder Tablets, Beamer

Gruppenarbeit

Feedback und Diskussion im Plenum

Sequenz 4

Reflexion: Weshalb sind wir sind für unsere Beiträge im Netz verantwortlich?

Das Netz bietet neue und erweiterte Teilhabechancen, setzt jedoch kritische

Mediennutzung und Verantwortungsbereitschaft voraus.

Die Lernenden
geben ihr Feedback zum Projekt.

Die Lernenden reflektieren ihre Praxiserfahrungen.

Die Lernenden
analysieren die
Notwendigkeit
strenger Qualitätskriterien für alle
Beiträge im Netz.

Die Lernenden
führen ein Planungsgespräch
(fakultativ).

Handout 9.1 – 9.3

Blitzlichtrunde,

Klassengespräch,

Lehrerinputs