Material für Lehrpersonen 1.2: Stereotypen und Vorurteile

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Was ist ein Stereotyp?

Oft werden Menschen aufgrund ihrer Kultur, religiösen Überzeugung, Herkunft oder von äußerlichen Merkmalen wie z.B. Hautfarbe, Größe, Frisur oder Kleidung als Mitglieder einer bestimmten Gruppe definiert. Und nicht selten geht diese Definition einer Gruppe damit einher, dass ihren Mitgliedern bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden, was wiederum zur Folge hat, dass mit bestimmten Gruppen spezifische Bilder und Vorstellungen verknüpft werden. Wenn diese Bilder und Vorstellungen so verallgemeinert und übertrieben sind, dass sie kaum mehr der Realität entsprechen, nennen wir sie Stereotype.

Stereotype finden sich auch in Büchern (sogar in Schulbüchern), Comics, Werbung oder Filmen. Auch Sie, die Leserin oder der Leser, sind solchen Stereotypen mit größter Wahrscheinlichkeit schon begegnet. Denken Sie z.B. an Darstellungen afrikanischer Frauen, die einen Rock aus Palmblättern tragen, wulstige Lippen haben und deren Nase vielleicht sogar von einem Knochen durchbohrt ist.

Vom Stereotyp zum Vorurteil

Wenn eine Person oder eine Gruppe nur aufgrund von Stereotypen und nicht mehr als Individuum bzw. als Gruppe von Individuen beurteilt werden, dann haben wir es mit einem Vorurteil zu tun. Es handelt sich um eine vorgefasste Meinung zu einer Person oder einer Gruppe, die auf keiner eigenen Erfahrung oder Kenntnis beruht. Solche Ansichten und Ideen haben meistens nichts mit der Realität zu tun und sind oft auch ablehnend und feindselig.

„Positive“ Stereotype

Es gibt aber auch positive Stereotype. Ein Beispiel: Jemand behauptet, Schwarze seien schnelle Läufer. Auf den ersten Blick mag ein derartiges Stereotyp harmlos erscheinen. Aber auch in diesem Fall werden Menschen aus den falschen Gründen in einen Topf geworfen. Denn Ist es wirklich wahr, dass alle schwarzen Menschen schnell laufen können?

Weshalb sind Stereotypen so weit verbreitet?

Wenn Stereotypen den Blick auf die Welt bestimmen, erscheint sie einfacher, weniger komplex und auch weniger bedrohlich. Menschen, die anderen Menschen begegnen, die sie als fremd wahrnehmen, fühlen sie sich oft unwohl. In solchen Situationen können Stereotypen helfen, das Unbehagen zu verbergen – ich kann so tun, als ob ich alles über den/die anderen wüsste und brauche keine Fragen zu stellen. Das hat jedoch zur Folge, dass eine sinnvolle Begegnung und gegenseitiges Verstehen unmöglich werden.

Was ist die Wirkung von Vorurteilen?

Vorurteile sind oft beleidigend. In erster Linie dienen sie dazu, einen Menschen unfair zu behandeln. Vorurteile nehmen den Menschen die Möglichkeit, zu zeigen, wer sie sind und welche Fähigkeiten in ihnen stecken. Zum Beispiel stellt ein Arbeitgeber grundsätzlich keine türkische Bewerber/innen ein, weil er gehört hat, dass „sie“ immer zu spät zur Arbeit kommen. Manche Menschen halten an diesen Vorurteilen und populistischen Vorstellungen fest, obwohl sie niemanden kennen, der diese negative Sicht bestätigen würde.

Was können wir gegen Vorurteile tun?

Vorurteile halten sich hartnäckig, weshalb der Umgang mit ihnen schwierig ist. Aber es gibt keinen Grund, die Hoffnung aufzugeben. Niemand ist mit Vorurteilen geboren worden. Vorurteile sind erlernt worden und können deshalb wieder abgelegt werden. Bevor Sie ein Urteil über eine Person bilden, bitten Sie sie, Ihnen ihr Verhalten in der gegebenen Situation zu erklären. Denken Sie daran, dass auch Sie sicher nicht gerne beurteilt würden, ohne sie zuerst anzuhören. Oder: Verhalten Sie sich gegenüber anderen Personen so, wie Sie auch von diesen behandelt werden möchten.