Sequenz 1: Konfliktlösung

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Wie können wir mit Interessengegensätzen umgehen?

Ziele Die Lernenden entwickeln ihre Kompetenz, einen Konflikt zu verstehen und ihn zu lösen.
Aufgaben Die Lernenden wenden ein Modell zur Analyse und Lösung eines Konflikts an.
Medien und Hilfsmittel Handout 4.1: Ein Sechs-Schritt-Modell der Konfliktlösung (Klassensatz).
Methoden Brainstorming, Lehrerinstruktion, Gruppenarbeit, Partnerarbeit, Plenumsdiskussion.

Information zum Basiskonzept „Konflikt“

Konflikte gehören zum Alltag. Sie müssen nicht als negative Ereignisse betrachtet werden, sondern als Gegensatz von Interessen verschiedener Individuen oder Gruppen. In der Politik sind Konflikte sogar ein wichtiger Teil der öffentlichen Diskussion. Nur durch die offene Artikulation von Konflikten und die Suche nach Kompromissen können alle unterschiedlichen Gruppen in der Gesellschaft erfahren, dass sie gehört und integriert werden. Die Lösung von Konflikten, d.h. die Suche nach einem Kompromiss, ist eine Kompetenz, die gelernt werden kann. Diese Einheit versucht, zu diesem Ziel beizutragen.

Die folgenden Formen der Konfliktlösung werden in dieser Einheit thematisiert:

Win-Win-Situation: Beide Parteien profitieren in gleichem Maße von der vereinbarten Konfliktlösung und sie sind überzeugt erreicht zu haben, was sie wollten. Diese Situation gilt als ideale Konfliktlösung, da es unwahrscheinlich erscheint, dass der Konflikt wieder ausbricht.

Win-lose oder lose-win: Die Konfliktlösung hat dazu geführt, dass eine Partei verloren und die andere auf Kosten des Verlierers gewonnen hat. Bei dieser Konstellation muss damit gerechnet werden, dass der Konflikt erneut ausbricht, da die entstandene Situation dem Verlierer keinen Nutzen bringt.

Lose-lose Keine Partei gewinnt etwas durch die Konfliktlösung, vielmehr stehen beide schlechter da als vorher. Diese Situation bedeutet oft, dass der Konflikt nur für eine begrenzte Zeit verschwindet und wieder aufbricht.

Verlauf der Sequenz

Zu Beginn der Sequenz schreibt die Lehrperson den Begriff „KONFLIKT“ auf die linke Seite der Wandtafel und fordert die Lernenden auf, alle Begriffe und Wörter, die sie mit diesem Begriff verbinden, auf einem Blatt Papier zu notieren.

In gleicher Weise verfahren sie mit dem Begriff „FRIEDEN“, den die Lehrperson auf der rechten Tafelseite hinzufügt. Anschließend bittet die Lehrperson zehn Lernende, ihre Ergebnisse vorzutragen, die an der Tafel festgehalten werden.

Die Lernenden kommentieren das Resultat; die Lehrperson kann die Auswertung mit Impulsfragen anregen:

  • Seid ihr von bestimmten Wörtern, die ausgewählt wurden, überrascht?
  • Haben eigentlich alle Wörter, die mit Konflikten assoziiert wurden, einen negativen Beiklang und alle, die mit Frieden assoziiert wurden, einen positiven?

Nun bittet die Lehrperson, Beispiele von Konflikten zu schildern, die die Lernenden selbst erlebt haben oder die in ihrem Umfeld stattgefunden haben. Anschließend bittet sie die Lehrperson zu prüfen, ob sie Beispiele beschrieben haben, die zur Kategorie lösbarer Konflikte gehören; dann hätten sie mit ihrer Einordnung bereits den ersten Schritt zu einem Kompromiss getan. Es ist jedoch möglich, dass ihre Prüfung ergibt, dass sie Konflikte beschrieben haben, die unlösbar zu sein scheinen. Die Lehrperson weist die Lernenden anschließend darauf hin, dass Konflikte nicht zwangsläufig zu Gewalt führen müssen und dass konstruktivere Ansätze zur Bearbeitung von Konflikten möglich sind.

Als Nächstes präsentiert die Lehrperson ein konkretes Beispiel eines Konflikts, der sich unter jungen Menschen ereignen kann.

Eine Gruppe junger Leute ist im Sommerurlaub unterwegs. Um ihre Urlaubskasse aufzubessern, spielen sie klassische und Barockmusik auf dem Marktplatz einer Stadt, die sie besuchen. Nach etwa zehn Minuten beginnt eine zweite Gruppe junger Musiker ebenfalls auf dem Platz zu spielen – Jazz und Pop. Keine der beiden Gruppen ist mehr gut zu hören.

Die Lehrperson verteilt das Handout 4.1 an die Klasse leitet die Lernenden an, den Konflikt mit Hilfe des Sechs-Schritt-Modells im Handout zu analysieren. Schritt 1 und 2 werden im Plenum bearbeitet.

Schritt 1: Hier kommt es darauf an, nach den realen Bedürfnissen der beiden Konfliktparteien zu fragen und diese ohne Wertung und Parteinahme zu beschreiben. Die Lernenden müssen versuchen, die realen Bedürfnisse zu verstehen, die dem Problem zu Grunde liegen und von den vordergründig artikulierten Bedürfnissen abweichen können.

Schritt 2: Das Problem wird so definiert, dass beide Parteien sich damit einverstanden erklären können.

Schritt 3: In Partnerarbeit erarbeiten die Lernenden mögliche Lösungen. In dieser Phase sollten die Lösungen noch nicht kommentiert oder beurteilt werden – alle Beiträge sind gleichermaßen willkommen.

Schritt 4: Die Lehrperson führt die Konzepte zur Bewertung der Lösungsmöglichkeiten ein: win-win, win-lose und lose-lose. Die Zweiergruppen erhalten den Auftrag, ihre Lösungsansätze mit Hilfe dieser Begriffspaare zu ordnen und zu bewerten.

Schritt 5: Falls die Lernenden feststellen, dass keine ihrer Lösungsideen zu einer win-win Situation führt, müssen sie weiterdenken. Nicht alle Konflikte lassen sich jedoch mit einer win-win Lösung bewältigen. Falls die Lernenden nach aller Anstrengung keine win-win-Lösung finden konnten, suchen sie nach einer alternativen Lösungsmöglichkeit. Alle Zweiergruppen stellen ihre Vorschläge vor. Die Lehrperson moderiert den Diskussions- und Entscheidungsprozess der Lernenden, der zu einem Lösungsvorschlag führt.

In einem realen Konflikt, bei dem die Parteien direkt in diesen Ansatz der Konfliktlösung einbezogen sind, müssen sie die Lösung akzeptieren.

Schritt 6: Die Lehrperson erklärt in wenigen Sätzen die Funktion einer Evaluation der Lösung und ihrer Umsetzung, die je nach Konfliktlage in geringerem oder größerem Zeitabstand stattfindet (einige Minuten bis zu mehreren Wochen). Aus der Evaluation geht hervor, ob der Konflikt beigelegt wurde oder aber die Lösung angepasst werden muss.

Die Lernenden diskutieren zum Abschluss dieser Sequenz, wie sie das Sechs-Schritt-Modell bewerten, indem sie den potenziellen Nutzen des Modells in der gesellschaftlichen Realität abzuschätzen versuchen. Die Lehrperson moderiert die Diskussion und fordert die Lernenden auf, den potenziellen Nutzen des Instruments in folgenden Bereichen der Gesellschaft zu bestimmen:

  • Peergruppen
  • Familie
  • Schulkasse
  • Schule
  • Staat
  • Sport