Sequenz 1: Verantwortung in der Familie

Living Democracy » Textbooks » Sequenz 1: Verantwortung in der Familie

Menschen erleben Loyalitätskonflikte – Wie sollen sie entscheiden?

Ziele

Die Lernenden erkennen, dass Menschen eine vielfältige Verantwortung tragen und die Verpflichtungen, die sich daraus ergeben, einander widersprechen oder ausschließen können.

Die Lernenden können moralisch begründete Abwägungen vornehmen, um Verantwortungskonflikte zu lösen.

Aufgaben

Die Lernenden analysieren das Problem des moralischen Dilemmas und diskutieren über alternative Analyseansätze.

Die Lernenden stellen ihren Ansatz zur Diskussion.

Medien und Hilfsmittel

Handout 6.1 „Milan trifft eine Entscheidung“ (Klassensatz)

A4-Bögen

Methoden

Diskussion in Kleingruppen mit vorbereitender

Einzelarbeit

Plenumsdiskussion

Schriftliche Aufgabe (Einzelarbeit)

Basiskonzept „Verantwortung“

Der Begriff der Verantwortung bezeichnet etwas, das Menschen tun müssen. Verantwortung kann gesetzlich, moralisch oder auch sozial begründet werden.

Menschen geraten in einen moralischen Konflikt, wenn sie sich zwischen zwei oder mehreren Handlungsalternativen entscheiden müssen.

Der Begriff der zivilgesellschaftlichen Verantwortung bezeichnet die Pflichten der Menschen gegenüber der Gemeinschaft im weiteren Sinne. Diese Verantwortung beruht darauf, dass ein Mitglied der Gemeinschaft Rechte genießt, jedoch zugleich Verantwortung übernehmen muss.

Verlauf der Sequenz

Zum Einstieg erklärt die Lehrperson, dass jeder Mensch Verantwortung trägt – welcher Art auch immer. Probleme können entstehen, wenn Menschen einer bestimmten Verantwortung den Vorrang geben gegenüber einer anderen. Sie müssen dann mitunter eine schwierige Entscheidung treffen.

Nach dieser Einleitung liest die Lehrperson der Klasse die Geschichte „Milan trifft eine Entscheidung“ vor (siehe Handout 6.1) und bittet die Lernenden, über die untenstehenden Fragen nachzudenken und zu beantworten. Die Lernenden können die Fragen auch in Partnerarbeit diskutieren. Es hat sich bewährt, dass die Lernenden ihre Antworten schriftlich festhalten. Anschließend tragen die Lernenden ihre Antworten im Plenum vor, vergleichen und diskutieren sie.

Fragen

  1. Was sagt die Geschichte über die verschiedenen Formen der Verantwortung aus, die Milan trägt? Wem gegenüber fühlt sich Milan durch seine Verantwortung verpflichtet (Verantwortung gegenüber sich selbst, seiner Familie, seiner Schule, der Gemeinschaft seines Wohnorts oder der Welt im Allgemeinen)?
  2. Was sollte Milan deiner Ansicht nach tun und warum? Sind alle in der Klasse deiner Meinung?
  3. Wie schwer ist die Entscheidung für Milan ist? Weshalb ist sie so schwierig?
  4. Welche Verantwortung trägt Milans Vater in dieser Geschichte? Wie viele Verpflichtungen des Vaters kannst du erkennen?
  5. Meinst du, dass der Vater Recht hatte, als er Milan aufforderte, zu Hause zu bleiben?
  6. Wie ernst wäre die Situation, wenn Milan seinem Vater nicht gehorchen würde? Gib fünf Gründe für deine Antwort an.

Schriftliche Aufgabe

Schreibe den Brief, den Milan Deiner Meinung nach seinem Vater geschrieben hat. Vergleiche deinen Brief mit dem Text von Mitschülern und Mitschülerinnen. Vergleicht eure Ideen im Plenum und diskutiert sie.

Verallgemeinerung

In einem weiteren Schritt geht es darum, vom konkreten Beispiel zu abstrahieren. Falls die Lernenden schon auf allgemeine Aspekte eines moralischen Konflikts hingewiesen haben, greift die Lehrperson diese Schülerimpulse im Klassengespräch auf. Alternativ gibt die Lehrperson den Lernenden Impulse, Verantwortung in allgemeiner Form zu bestimmen: In welcher Weise sind Menschen verantwortlich für:

  • sich selbst,
  • ihre Familie,
  • ihre Gemeinde,
  • die nationalen Gemeinschaft,
  • die Welt?

Anschließend arbeiten die Lernenden in Gruppen. In einer tabellarischen Übersicht stellen sie die Verantwortung auf den verschieden sozialen Ebenen zusammen. In einer weiteren Spalte halten sie fest, wie diese Verantwortung nach ihrer Meinung jeweils begründet wird. Im Plenum vergleichen sie ihre Ergebnisse. Es ist zu erwarten, dass die Lernenden unterschiedliche Vorstellungen haben, wie die Verantwortung des Einzelnen gegenüber anderen Menschen und der Gemeinschaft zu begründen sei, und sie diskutieren darüber.

Moralische Dilemmasituationen

In einem letzten Schritt macht die Lehrperson die Lernenden auf die moralische Dilemmasituation hin, die in der Milan-Geschichte zu erkennen ist: „In der Geschichte macht Milan die Erfahrung eines Loyalitätskonflikts, da manche seiner Verantwortlichkeiten einander ausschließen. Findet weiter Beispiele solcher Fälle (Dilemmasituationen), in denen Menschen erleben, dass ihre Verantwortlichkeiten einander widersprechen. Wählt ein oder zwei Beispiele aus und diskutiert, wie diese Konflikte eurer Meinung nach gelöst werden könnten.“

Falls sich diese Aufgabe als zu schwierig erweist, kann die Lehrperson im Plenumsgespräch einige Beispiele geben, die an die Lebenserfahrung der Lernenden anknüpfen.