6.2 Einstellungen zu Macht und Herrschaft1

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Ziele

Die Lernenden können Konzepte zur Begründung und Rechtfertigung politischer Herrschaft beurteilen. Ihr Urteilsmaßstab sind Demokratie und die Menschenrechte.

Die Lernenden trainieren das aktive Zuhören (Achtung des Andersdenkenden; Lernen „durch“ Demokratie und Menschenrechte).

Material Handout „Thesen zu Macht und Herrschaft“ (Klassensatz)

Verfahren

  1. Die Lernenden bilden Zweiergruppen und lesen die „Thesen zu Macht und Herrschaft“ (Handout). Sie diskutieren, welchen Thesen sie zustimmen können und welchen nicht – dabei müssen sie sich nicht einigen.
  2. Sie begründen schriftlich, weshalb sie eine bestimmte These unterstützen.
  3. Die Gruppen präsentieren und vergleichen ihre Begründungen im Plenum. Sie thematisieren die Konsequenzen der einzelnen Konzepte politischer Macht und ihre Wertvorstellungen, auf Grund derer sie ein bestimmtes Konzept unterstützen oder ablehnen.

Transfer und Vertiefung

Die Lernenden erarbeiten die politischen Theorien, die die Begründung für die Thesen liefern. Die Lehrperson kann Thesen auswählen, z.B. jene, die von den Lernenden kontrovers diskutiert wurden (induktiver Zugang). Die Lehrperson kann diese Theorien im Lehrervortrag einführen oder den Lernenden Textauszüge zur Verfügung stellen.

Erweiterung

Die Lernenden reflektieren ihre persönlichen Wertvorstellungen.

Die Lernenden prüfen welche Positionen zu Macht und Herrschaft von politischen Akteuren und Parteien vertreten werden.

Handout für Lernende

Thesen zu Macht und Herrschaft

  1. In einer Regierung kommt dem Regierungschef eine unbeschränkte, dauerhafte Führungsfunktion zu.
  2. Die Macht führt zu Entfremdung und muss beseitigt werden, damit jede Person ihr Potenzial voll ausschöpfen kann.
  3. Eine Nation hat nur einen gefährlichen Feind: ihre Regierung.
  4. Die politische Macht sollte von Menschen ausgeübt werden, die von den Bürgerinnen und Bürgern gewählt wurden.
  5. Politische Parteien schaden der Macht des Staates, denn sie spalten das Volk und stiften sinnlosen Streit.
  6. Der Staat ist nicht einfach eine Ansammlung von Individuen. Er steht über den Menschen und verkörpert einen höheren Wert als die Summe der einzelnen Personen.
  7. Alle Formen der Macht tendieren dazu, ins Totalitäre umzuschlagen.
  8. Der Staat ist kein Selbstzweck, sondern er dient den Menschen, damit sie ihre je eigenen Ziele verwirklichen können.
  9. Der Staat ist ein ungeheurer Friedhof, in dem alle Formen persönlicher Entfaltung abgestorben sind.
  10. Streiks stellen den Herrschaftsanspruch des Staates in Frage und sollten deshalb verboten werden.
  11. Die Individuen existieren nur für den Staat, außerhalb des Staates sind sie bedeutungslos.
  12. Junge Menschen sollten mitentscheiden bei den Dingen, die sie betreffen.
  13. Erst wenn der Staat aufgehört hat zu existieren können wir von Freiheit sprechen.
  14. Die Lehrperson sollte berechtigte Ansprüche ihrer Lernenden berücksichtigen.
  15. Von Natur aus neigen Menschen dazu, Gutes zu tun; wir sollten ihnen stets vertrauen.
  16. Jede menschliche Gemeinschaft sollte das Prinzip befolgen, alle ihre Mitglieder an der Macht teilhaben zu lassen.
  17. Politische Parteien ermöglichen es den Bürgern, dass ihre Wünsche und Ziele in politischen Entscheidungsprozessen berücksichtigt werden.
  18. Überließe man die Menschen sich selbst ohne irgendeine Kontrolle, brächten sie sich gegenseitig um.
  19. Die politische Macht sollte nicht vom Gutdünken der öffentlichen Meinung abhängen
  20. Menschen haben Rechte, die von den Mächtigen respektiert und geschützt werden sollten.

 

1. Nach Claude Paris (1985): Éthique et Politique, Réseau D’activités D’apprentissage. Quebec, G.G.